Annehmbare Ausbeute, aber: „Schwer zu sagen, dass alles so gelaufen ist, wie es muss“

Coach Thomas Bohlen spricht über ein von Verletzungen begleitetes SVR-Halbjahr

27. Dezember 2018, 10:00 Uhr

Auch ohne Dennis von Bastian (re.) muss Coach Thomas Bohlen beim SV Rugenbergen die Richtung vorgeben. Foto: KBS-Picture.de

Die Bescherung folgte bereits vorm Weihnachtsfest. Denn: Schon vier Tage vor Heiligabend, am 20 Dezember, teilte der SV Rugenbergen mit, dass man den Vertrag mit Thomas Bohlen um eine weitere Saison verlängere. „Wir haben Thomas in den letzten Monaten als guten Trainer und sehr netten Menschen kennengelernt und freuen uns sehr, mit ihm in eine weitere Saison zu gehen“, erklärte SVR-Pressesprecher Heiko Kühl zur Ausweitung der Zusammenarbeit mit dem Coach bis zum Sommer 2020. Aktuell steht Bohlen mit den Bönningstedtern auf dem elften Platz in der Oberliga – der Schritt in die Fußstapfen des langjährigen Übungsleiters Ralf Palapies zu treten, den Bohlen im Sommer vergangenen Jahres ablöste, darf also als gelungen betrachtet werden.

Dabei wollte Bohlen genau das eigentlich gar nicht: in die Fußstapfen von „Pala“ treten. „Das war ehrlich gesagt gar nicht meine Idee. Wer in die Fußstapfen anderer tritt, der hinterlässt keine eigenen Spuren“, sagt der 54-Jährige, „von daher war das von Anfang an nicht mein Ansatz. Ich wollte andere Schritte machen – im Sinne von: Es wird nicht mehr alles so sein wie unter Ralf Palapies“, konstatiert Bohlen und verdeutlicht:, „Ich bin einen neuen Weg gegangen.“ Erfolgreich? „Mehr oder weniger“, befindet der SVR-Trainer, „es gab vieles, was uns abgelenkt hat. Es war leider so, dass wir viele Verletzte mit uns rumtragen mussten. Es sind uns quasi Steine in Form von Ausfällen in den Weg gelegt worden. Wir hatten immer fünf oder sechs Spieler, die gefehlt haben.“

„Wir haben uns von Woche zu Woche als Mannschaft durchgeschleppt“

Raoul Bouveron (re. hier gegen Nick Gutmann) zeigte in der Vorrunde gegen Teutonia eine bärenstarke Leistung – trotz einer Niederlage. Foto: KBS-Picture.de

Und in der Tat: Es sind viele, die Bohlen dann aufzählt – und ein bisschen wirkt es fast so, als sei der 54-Jährige nicht der Coach in Bönningstedt, sondern eher „Dr. Bohlen im Einsatz“: „Steven Tegeler hat sich gegen Wedel das Kreuzband gerissen. Dennis von Bastian, der auch ein Führungsspieler und wichtig für die Mannschaft ist, fällt mit einem Knorpelschaden aus. Wir hatten Kevin Lohrke mit einer Verletzung. Wir hatten Raoul Bouveron, der gegen Teutonia sein erstes Spiel nach einer Verletzung gemacht hat, dann gegen Condor gespielt hat, mit einer Verletzung wieder raus war und seitdem nicht mehr gespielt hat. Vorm Spiel gegen den HEBC hatten wir eine große Grippewelle. Auch Kevin Baese war in der Hinrunde angeschlagen und hat gefehlt. Broder Hansen hat uns wegen seiner Elternzeit lange gefehlt und erst vor ein paar Wochen wieder ein Punktspiel bestritten. Jannis Waldmann hatte einen Muskelfaserriss.Ich könnte noch weitere Namen nennen...“, umreißt Bohlen, dass er in Sachen Aufstellung ein ums andere Mal puzzeln musste.

„Es war eine total schwierige Situation, die ich als Trainer durchleben musste, Aber nicht nur ich. Das gilt auch für das Team. Wir haben uns von Woche zu Woche als Mannschaft durchgeschleppt“, sagt Bohlen und schreibt seinen Spielern ins Stammbuch: „Wir haben trotzdem relativ gut begonnen und die Zeit in der Vorbereitung genutzt. Klar haben wir dann einige Verluste hinnehmen müssen. Diese Ausfälle waren nicht zu 100 Prozent ersetzbar. Man hat am Ende des Fußball-Jahres 2018 gemerkt, dass die Jungs, die oft oder immer gespielt haben, einen gewissen Substanzverlust hatten und kopfleer waren. Angesichts dessen ist es schwierig, zu sagen, dass alles so gelaufen ist, wie es muss.“ Auch wenn seine Equipe sicher „den einen oder anderen Punkt zu wenig geholt hat“, so Bohlen (O-Ton: „Wir hätten mehr holen können, wenn nicht sogar müssen“) „sind die 24 Punkte, die wir haben, angesichts dessen, was wir in dieser Saison bisher erlebt haben, eine vernünftige und annehmbare Ausbeute.“

„Bis auf Tegeler und von Bastian werden in der Rückrunde alle wieder zurückkommen“

Steven Tegeler wird dem SVR nach seinem Kreuzbandriss auch in der Rest-Saison weiter fehlen. Foto: KBS-Picture.de

Der Ertrag ist also okay. Aber wie sieht es mit der Entwicklung aus, deren Erreichen sich der Coach zu Saisonbeginn auf die Fahnen schrieb? „Die hat insgesamt stattgefunden“, gibt Bohlen zu verstehen, „aber sie ist durch die ganzen Umstände natürlich erschwert worden. Du kannst gewisse Themen einfach nicht so platzieren, wie du möchtest, wenn dir viele Spieler fehlen.“ Ihm sei wichtig, so der 54-Jährig weiter, dass „der Spielerrat in einem Meeting, das wir nach dem letzten Spiel in diesem Jahr hatten, bei seinem Gesamtfazit gesagt hat, dass die Entwicklung positiv ist. Das ist ein Signal, das wichtig ist. Wir haben uns gemeinsam in eine gute Richtung entwickelt.“ Ob an dieser (Weiter-)Entwicklung neben dem bereits als Neuzugang feststehenden Jan Schrage, der von Eintracht Norderstedt zum SVR wechselt und dort wieder unter Bohlen wieder unter jenem Coach kickt, bei dem er auch in der A-Jugend von „EN“ schon die Fußballschuhe schnürte, weitere Zugänge hinzukommen, ist noch offen. Der für Bohlen ebenfalls interessante Marlon Stannis geht zum Niendorfer TSV. „Wir werden im Januar gucken, ob und was wir noch machen. Bis jetzt gibt’s noch keine großen Ideen“, so Bohlen, der zudem auf bewährte Kräfte setzt: „Bis auf Tegeler und von Bastian werden ja auch die Verletzten wieder zurückkommen...“ 


Jan Knötzsch