Oberliga

Süderelbes „Vollspeed-Fußball“ mit Hundertprozentern „im Fünf-Minuten-Takt“ nicht belohnt: Sasel schlägt dreimal zurück!

16. März 2024, 09:50 Uhr

Hielt sein Team im Spiel und bejubelt - etwas zaghaft - den späten 3:3-Ausgleichstreffer seiner Saseler: Keeper Johannes Höcker. Foto: noveski.com

„Wenn man den Spielverlauf nochmal Revue passieren lässt und die Intensität sowie die Art und Weise, wie wir – insbesondere in den ersten 45 Minuten und über weite Strecken der zweiten Halbzeit – Fußball gespielt haben, sieht, dann können wir mit dem 3:3 niemals zufrieden sein“, war die Ernüchterung bei Stefan Arlt riesengroß. Das Ergebnis sei einfach bitter, resümierte der Cheftrainer des FC Süderelbe, um anzufügen: „Auf der anderen Seite muss ich meiner Mannschaft ein Riesenkompliment aussprechen. Das ist nicht das erste Spiel, dass wir mehr als überzeugen, aber einfach zu wenig Zählbares mit nach Hause nehmen. Dass die Mannschaft trotzdem Woche für Woche so guten Fußball spielt, auch mit so viel Tempo, Leidenschaft, Überzeugung und Einsatzwillen, das nötigt mir schon einen gehörigen Respekt ab und gibt uns die Hoffnung, dass bald der Knoten platzt.“

Can Kömürcü (Mi.) bejubelt die Blitz-Führung nach gerade mal 30 Sekunden für seine "Kiesbargler". Foto: noveski.com

Auch nach dem Ausgleich in der sechsten (!) Minute der Nachspielzeit war noch immer nicht Schluss. Der inzwischen in Unterzahl agierende FC Süderelbe holte nochmal einen Eckball heraus, in dessen Folge der aufgerückte Justin Heinbockel zum Kopfball hochstieg. Die Hausherren hatten den vierten Torschrei bereits auf den Lippen. Doch Abdel Hathat verhinderte auf der Linie stehend den Einschlag (90. +7). Ausgerechnet Hathat, der angeschlagen nur noch über den Platz kroch, aber nicht mehr ausgewechselt werden konnte, da das Kontingent bereits erschöpft war. „Deshalb haben wir ihn an den Pfosten gestellt“, verriet Holger Sander, der nach dem Stier-Rücktritt zusammen mit Carsten Reuter die Geschicke beim amtierenden Hamburger Meister leitet.

Für die „Kiesbargler“ war das Ende ein wenig symptomatisch für die augenblickliche Situation: Sehr hoher Aufwand, zu wenig Ertrag. „Wir hatten Chancen für drei Spiele. Und Sasel musste nicht viel tun, um zu den drei Toren zu kommen“, befand Arlt, der in der ersten Halbzeit die „mit Abstand beste Saisonleistung“ von seinem Team sah. Aber: „Wir haben in ein, zwei Situationen nicht die nötige Aufmerksamkeit an den Tag gelegt, die man an den Tag legen muss, wenn man diese Art und Weise Fußball spielt.“

"Vollspeed-Fußball" und Hundertprozenter "im Fünf-Minuten-Takt"

Das Spielgerät zappelt im Netz: Simon Siegfried erzielt den glücklichen Ausgleich für die "Parkwegler" mit einem wuchtigen Abschluss. Foto: noveski.com

Dabei war der Auftakt wie gemalt. Nach nicht mal 30 Sekunden klingelte es bereits im Kasten des TSV Sasel. Einen „intelligent vorgetragenen Spielzug“ über Ljubisa Panic und Jorge Camacho veredelte Can Kömürcü zur Blitz-Führung (1.)! „Das war natürlich mehr als unglücklich und genau das Gegenteil von dem, was wir uns vorgenommen haben“, konstatierte Sander. Während Arlt meinte: „Wir haben es auch danach eigentlich so gemacht, wie wir uns das vorgestellt haben. Die Jungs haben super Pressingarbeit geleistet, wir sind zu unheimlich vielen Ballgewinnen schon in der gegnerischen Hälfte gekommen, haben gut umgeschaltet und uns quasi im Fünf-Minuten-Takt Hundertprozenter rausgespielt. Die Mannschaft ist ein enormes Tempo gegangen. Das war Vollspeed-Fußball!“

"Man muss schon deutlich sagen, dass Süderelbe die bessere Mannschaft war"

Jorge Camacho schreit seine Freude heraus! Der "Flügelflitzer" des FC Süderelbe brachte sein Team wieder in Front - 2:1. Foto: noveski.com

Obwohl Tim Jeske nach einer Ecke den Ausgleich auf dem Kopf hatte, gab auch Sander unumwunden zu: „Man muss schon deutlich sagen, dass Süderelbe die bessere Mannschaft war und gute Chancen hatte, zu erhöhen.“ Doch entweder fehlte das notwendige Zielwasser oder aber Johannes Höcker stand einem weiteren Torerfolg der Hausherren im Weg. Und so führte „der erste leichtfertige Ballverlust“ im „zu überhastet“ vorgetragenen Aufbau der „Kiesbargler“ über die linke Seite zum Ausgleich. Nico Zankl steckte durch, Simon Siegfried vollstreckte (29.)! „Wir haben aber unseren Fußball weitergespielt“, bejubelte Arlt die Antwort seiner Elf durch Camacho, der eine Vorlage von Alexander Koval zu verwerten wusste (38.).

"Es hätte höher ausfallen können"

Benjamin Dreca (li.) ballt die Fäuste und bejubelt seinen Treffer nach der Pause zum 2:2-Ausgleich. Foto: noveski.com

2:1 nach 45 Minuten. „Wir müssen aber vier Tore schießen“, sprach der Coach des FCS unter anderem auf jene Szene an, als Davis Boateng eigentlich zum 3:1 einschoss, aber Camacho das Leder noch vor der Überquerung der Torlinie berührte, sodass er im Abseits stand. „Da haben wir richtig Glück gehabt“, so Sander, der gestand: „Es hätte höher ausfallen können.“ Auch zu Beginn der zweiten 45 Minuten hielt Höcker die „Parkwegler“ mit zwei tollen Paraden im Spiel (54., 57.). Statt einer möglichen Vorentscheidung unterlief Süderelbe erneut ein folgeschwerer Fehler im Spielaufbau – diesmal allerdings weiter vorne, „wodurch die Restverteidigung nicht so gut organisiert war“, haderte Arlt. Diesmal bediente Siegfried in der Spitze Benjamin Dreca, der aus zehn Metern das 2:2 markierte (62.)!

"Völlig unberechtigte" Gelb-Rote und ein Elfer, der "nie und nimmer einer war"

Erolind Krasniqi (Mi.) lässt sich nach seinem Torerfolg zum 3:2 von Maximilian Arlt (li.) und Justin Heinbockel gebührend feiern. Foto: noveski.com

„Die Mannschaft hat aber weiter alles in die Waagschale geworfen und gearbeitet“, steckten Arlt Mannen keineswegs auf. Die Folge: Aus einem Einwurf resultierend, kam die Kugel schließlich zu Erolind Krasniqi – 3:2 (82.)! Die dritte Führung für die Neugrabener, die dann jedoch eine „aus unserer Sicht völlig unberechtigte Gelb-Rote-Karte“ bekamen. „Das war ein Zweikampf auf letzter Linie. Aus Schiedsrichter-Sicht ein Foul vom Angreifer. Wir haben es ein bisschen anders gesehen. Aber die Entscheidung ist nun mal so gefallen“, zeigte Referee Alexander Teuscher Camacho die Ampelkarte (89.). „Mit Zehn gegen Elf haben wir es nicht ganz so clever gespielt“, erzwang Siegfried in der Nachspielzeit einen Strafstoß, der aus Arlts Sicht „nie und nimmer“ einer war. Dreca war’s egal – 3:3 (90. +6)!

"Sind trotzdem zufrieden, weil wir dreimal zurückgekommen sind"

Schiedsrichter Alexander Teuscher (SC Eilbek, Mi.) zeigt einem völlig verdutzten Jorge Camacho die Ampelkarte. Süderelbe zu zehnt. Foto: noveski.com

„Alles in allem ein glückliches Unentschieden. Süderelbe hatte die besseren Chancen und war die bessere Mannschaft. Wir sind trotzdem zufrieden, weil wir nicht aufgegeben haben, dreimal nach einem Rückstand zurückgekommen sind und uns als Mannschaft präsentiert haben. Auch nach den Nackenschlägen mit den frühen Verletzungen“, musste Sasel bereits im ersten Durchgang sowohl Jeske (27.) als auch Fatih Umurhan (34.) vom Platz nehmen. 

Das Fazit von Arlt, der von Teuscher noch den roten Karton aufgedrückt bekam: „Wir müssen es möglichst schnell hinbekommen, dass wir entscheidend weniger Gegentore kassieren, um uns nicht immer um den Lohn unserer Mühen zu bringen.“ Gegen Niendorf am kommenden Dienstagabend will man „einen neuen Versuch unternehmen, um unsere Heimspielmisere endlich zu beenden“. Der letzte dreifache Punktgewinn am für Gegner so gefürchteten Kiesbarg datiert vom 29. September 2023 (6:2 gegen den FC Alsterbrüder).

Autor: Dennis Kormanjos

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