Oberliga

Paloma feiert ersten Heimsieg – Süderelbe stirbt den „Risikovarianten-Tod“

03. September 2023, 14:06 Uhr

Der USC Paloma feiert den ersten Heimsieg - und den Führungstreffer durch Haron Sabah (3. v. li.). Foto: noveski.com

Im Pokal gelang der ganz große Coup gegen den favorisierten Regionalligisten aus Norderstedt (3:1). In der Liga aber zog der USC Paloma in den bisherigen zwei Heimspielen gegen Altona 93 (1:3) und den HEBC (1:4) deutlich den Kürzeren. Vor allem der „desolate Auftritt“ gegen die Eimsbütteler veranlasste USC-Coach Marius Nitsch dazu, von „zwei Gesichtern“ bei seiner Mannschaft zu sprechen. Und die Vorzeichen vor dem Heimspiel gegen den FC Süderelbe waren auch nicht gerade optimal. Krankheitsbedingt musste Nitsch die ganze Woche über passen. Zudem fehlten Lion Mandelkau, Max Grablewski, Felix Spranger, Christian Merkle sowie die offensiven Optionen um Martin Werner, Michel Blunck und Tom Wohlers. Umso tiefer saß der Schock, als Haron Sabah und Soleiman Kazizada das Abschlusstraining abbrechen mussten und auf der Kippe standen. Aber: Entwarnung. Das Duo konnte auflaufen – und trug am Ende entscheidend zum ersten Heim-Dreier der Saison bei!

Haron Sabah (li.) hat überhaupt keine Mühe mehr, die sehr uneigennützige Vorarbeit von Mohamed Giresse Fané ins komplett verwaiste Gehäuse zu veredeln. Foto: noveski.com

„Das ist das große Manko, was wir haben“, entgegnete ein sichtlich erregter Stefan Arlt auf Nachfrage, warum es derzeit so leicht ist, gegen die Hopp oder Top-Mannschaft des FC Süderelbe zu einem Torerfolg zu kommen. „Die Struktur der Mannschaft ist so, dass die Jungs zocken wollen. Und dann ist das große Thema: Die Restverteidigung. Wenn du viel Ballbesitz hast, dann hast du oft den Effekt, dass die Spieler hinten noch am Staunen und am Gucken sind – und nicht rechtzeitig auf die Achse kommen. Und dann ist ein tiefer Ball manchmal eben auch gefährlich. Aber wenn du gut stehst, dann passiert gar nichts. Irgendeinen Tod wirst du am Ende des Tages sterben. Und wir wählen halt die Risikovariante“, führte der Trainer der „Kiesbargler“ aus.

"Der zweite Kinderball, der da reingespielt wird!"

Jorge Camacho (li.) und Yule Amini geraten nach einem Nachtreten des Süderelbe-Wirbelwindes, der dafür mit Gelb gut bedient war, aneinander. Foto: noveski.com

Auch am Sonntagvormittag an der Brucknerstraße offenbarte der FCS – personell ebenfalls gebeutelt aufgrund der Ausfälle von Kapitän Can Kömürcü und Top-Torjäger Osman Güraltunkeser – ungeheure Schwächen und Defizite im Defensivverbund. Beim 0:1 aus Gäste-Sicht hob Jerome Rapp das Abseits nach einem ganz einfachen Chip-Ball aus der eigenen Hälfte von Yule Motamed-Amini auf, so dass Mohamed Giresse Fané im rechten Halbfeld auf einmal komplett freie Bahn hatte. Uneigennützig legte Fané quer und ermöglichte Haron Sabah den Führungstreffer (14.).

Kurz nach Wiederbeginn schimpfte Arlt an der Seitenlinie: „Der zweite Kinderball, der da reingespielt wird!“ Gemeint war damit der punktgenaue lange Huf von Lasse Blöcker, der von Keeper Tjark Grundmann bedient wurde und postwenden auf dem rechten Flügel den angeschlagenen Sabah starten sah. Der Torschütze ließ Nico Reinecke ganz leicht stehen, zog auf und davon – und hatte das Auge für den im Rückraum lauernden Moritz Niemann, der aus zwölf Metern mit der Innenseite locker vollenden konnte (54.)! Niemann war es auch, der kurz vor Ultimo von einem weiteren unerklärlichen Aussetzer – einem Querpass ins Zentrum am eigenen Strafraum – der Gäste profitierte. Aus 25 Metern schoss der „Captain“ trocken links unten ein (88.)!

Ercetin fliegt nach Einwechslung, Reinecke mit Ergebniskosmetik

Paloma-Kapitän Moritz Niemann (re.) - hier im Kampf um den Ball mit Ibrahim Turay - glänzte als Doppeltorschütze für seine "Tauben" beim ersten Saison-Heimsieg für den USC. Foto: noveski.com

Zu diesem Zeitpunkt agierte Süderelbe bereits nur noch zu zehnt. Nach einem Fehlpass und dem daraus resultierenden Foul als letzter Mann gegen den aufbrechenden Kazizada sah Mustafa Ercetin die Rote Karte (71.). Bis zu jenem Platzverweis entlastete der eingewechselte Ercetin den bis zu diesem Zeitpunkt fast als Alleinunterhalter agierenden Jorge Camacho. In den ersten 45 Minuten war es nämlich einzig Camacho, der mit zwei Einzelaktionen für etwas Gefahr sorgte. Einmal zwang er Grundmann zu einer Glanztat (7.). Dann zielte er ans Außennetz (45.). Auch die größte Chance der zweiten Halbzeit resultierte aus einem entschlossenen Solo. Diesmal war es Arthur Filimonov, der sich durchtankte und an Grundmanns starkem Reflex scheiterte (66.).

Aber wenn man es dem Gegner so einfach macht, zu Toren zu kommen, dann wird es schwer, Spiele in der Oberliga zu gewinnen. Dabei versuchte es Süderelbe auch mit zehn Mann nochmal. „Männer, lasst euch nicht einschläfern!“, rüttelte Colin Blumauer seine Vorderleute wach. Und dennoch reichte es schlussendlich nicht, den ersten Saison-Heimsieg auch mit einem zu Null zu krönen. Denn in der Nachspielzeit schädelte Reinecke einen Freistoß von Marvin Alidemi schulbuchmäßig in den linken Giebel (90. +2). Nicht mehr, als ein kleiner Schönheitsfleck…

Die Pressekonferenz mit beiden Trainern im Video

Autor: Dennis Kormanjos

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