Oberliga

Zu erfolgreich? Alsterbrüder beenden Zusammenarbeit mit Großkopf!

01. März 2024, 11:00 Uhr

Er hat mit dem FC Alsterbrüder Vereinsgeschichte geschrieben - und muss trotzdem gehen: Erfolgscoach Jörn Großkopf (Mi.). Foto: noveski.com

15. Mai 2022: Jörn Großkopf schafft Historisches. Der Fußballlehrer führt den FC Türkiye zurück in die Oberliga und feiert nur wenige Augenblicke später den Doppel-Aufstieg. Denn: Fast zeitgleich gelingt seinem neuen Club, dem FC Alsterbrüder, im Fernduell mit dem FC Teutonia 05 II der kaum mehr für möglich gehaltene Sprung in die Landesliga. War jenes Kunststück schon ein wahrer Kraftakt, so märchenhaft war das, was Großkopf in der Folge mit den Mannen vom Walter-Wächter-Platz vollbrachte. Eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht! Vom Durchmarsch ins Hamburger Fußball-Oberhaus, über den Einzug in das Pokal-Halbfinale – bis hin zu einer Oberliga-Saison, die gespickt mit einer ganzen Reihe an Höhepunkten in die Historie des Vereins eingehen wird. Umso überraschender und unverständlicher scheint das, was der FCA nun – ausgerechnet vor dem Duell mit Großkopfs Herzensverein HEBC – verlauten lässt!

Jörn Großkopf (re.) und sein Co-Trainer Peter Gößler haben mit dem FCA in den vergangenen zwei Jahren Historisches vollbracht. Im Sommer folgt trotzdem die Trennung. Foto: noveski.com

Die Gerüchteküche brodelte bereits. Nun lässt der FC Alsterbrüder die Katze aus dem Sack! "Ab Sommer: FC Alsterbrüder nimmt Veränderung auf Trainerposition vor", heißt es von Seiten des Oberliga-Aufsteigers. Und weiter: "Der FC Alsterbrüder hat sich entschieden, in der kommenden Spielzeit die Trainerposition der 1. Herren neu zu besetzen und die Zusammenarbeit mit Cheftrainer Jörn Großkopf zum Ende der Saison zu beenden. Zu diesem Entschluss ist der Vorstand des FCA nach Gesprächen mit der Mannschaft gekommen. Sowohl der FCA als auch Jörn Großkopf und sein Trainerteam wollen die Saison gemeinsam erfolgreich beenden und in den verbleibenden Spielen alles dafür tun, um den Klassenerhalt in der Oberliga Hamburg zu erreichen und die über zwei Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit gebührend abzuschließen."

Lennart Förster, Vorstandsvorsitzender FC Alsterbrüder: „Jörn und sein Team um Peter, Thomas und Sven haben in den vergangenen zwei Jahren aus den gegebenen, bescheidenen Mitteln sehr viel herausgeholt und maßgeblichen Anteil am Erfolg der 1. Herren. Dafür sind wir ihnen sehr dankbar. In den vergangenen Wochen hat sich der Eindruck verfestigt, dass Jörn der richtige Trainer zur richtigen Zeit war, es nun für die kommende Saison jedoch einen anderen Impuls braucht. Diesen wollen wir mit einem neuen Trainer setzen. Wir freuen uns schon darauf, wenn wir uns in anderer Rolle am Walter-Wächter-Platz wieder begegnen und wünschen Jörn für seine weitere sportliche sowie private Zukunft nur das Beste.“

An der Seitenlinie ist Großkopf immer mit voller Inbrunst und Leidenschaft dabei. Foto: noveski.com

Es schien eine echte Liebesbeziehung, die durch sportliche Höchstleistungen in gänzlich ungeahnte Sphären zu einer festen Ehe wurde. „Wir können sehr stolz darauf sein, was wir in diesen zwei Jahren erreicht und auch auf sportlicher Ebene bewegt haben“, spricht Jörn Großkopf sicherlich auch dem Verein aus dem Herzen. „Ich bedanke mich schon jetzt bei meinem Trainerteam um Peter Gößler, Thomas Gleixner und Sven Klein, aber auch beim ehemaligen Vorstand Frank Vöhl-Hitscher, unserem Zeugwart ‚Wolle‘ sowie den zahlreichen Fans und Anhängern, mit denen wir immer viel Spaß hatten.“

"Bin von einer Vertragsverlängerung ausgegangen"

Angesprochen auf den Entschluss des Clubs, die Zusammenarbeit nicht fortsetzen zu wollen, entgegnet der 57-Jährige uns gegenüber: „Entscheidungen müssen getroffen werden. Entscheidungen sind notwendig. Damit kann ich auch gut leben. Aber über die Art und Weise lässt sich streiten“, ehe er gesteht: „Ich bin eigentlich von einer Vertragsverlängerung ausgegangen.“ Darauf zielte es zumindest lange ab. Dementsprechend macht Großkopf auch keinen Hehl daraus, dass er „natürlich sehr überrascht war, was auch gleichzeitig zu einer Riesen-Enttäuschung geführt hat. Aber ein Teil der Mannschaft möchte für die kommende Serie eine andere Lösung auf der Trainerbank haben. Der Vorstand hat das zum Anlass genommen, diese Entscheidung zu treffen.“

Offenbar wollten Teile der Mannschaft für die kommende Saison eine andere Lösung auf der Trainerbank haben, so Großkopf. Foto: noveski.com

Zwei Jahre gespickt mit Erfolgen, Triumphen, denkwürdigen Momenten – und nun das. Für den Fußballlehrer anfangs ein echter Schlag in die Magengrube. „Natürlich gab es bei mir die Überlegung, per sofort aufzuhören. Aber nach den letzten Erkenntnissen sind gar nicht alle Spieler involviert gewesen und waren ebenso überrascht. Zudem habe ich mit dem Verein eine Vereinbarung bis zum 30.06. Ich habe einen Auftrag – und dieser heißt: Klasse halten. Und ich fühle mich dazu verpflichtet, diesen Auftrag auszufüllen, zu schaffen und einen anständigen Abschluss herbeizuführen. Das ist einfach auch mein Anspruch, den ich an mich selbst habe“, zeigt Großkopf wahre Größe.

"Die Enttäuschung weicht langsam"

„Es ist jetzt so und nicht mehr zu ändern. Von daher werde ich die Mannschaft auf die letzten elf Spiele vorbereiten und bin auch der festen Überzeugung, dass wir die Punkte, die wir noch benötigen, holen werden“, gibt er sich kämpferisch. Wenngleich die Situation auch an einem gestandenen Trainer nagt. „Ich bin nach wie vor enttäuscht. Aber die Enttäuschung weicht langsam. Ich habe daraus gelernt, dass der Fußball nicht immer das ist, was man sich vorstellt – ganz egal, ob in der Bundesliga, in der Oberliga oder in der Kreisliga. Aber bei mir gilt immer: Brust raus, Kopf hoch – und dann werden wir die Saison zu einem anständigen Abschluss bringen!“

Autor: Dennis Kormanjos