Oberliga

Vom „Kacktor des Jahres“ zu jungen Autogrammjägern: Altonaer Titel-Ansage mit Schmunzeln abgetan!

28. März 2024, 23:47 Uhr

Altona 93 feiert das 6:1-Schützenfest gegen Concordia Hamburg und das Untermauern der Tabellenführung. Foto: Kormanjos

„Du warst heute der beste Spieler“, haucht ihm ein junger, zurückhaltender „Fan“ voller Ehrfrucht zu. Gemeint war damit Pascal El-Nemr, der unmittelbar nach dem 6:1-Schützenfest gegen ein völlig überfordertes Concordia Hamburg (alle Highlights im LIVE-Ticker) noch den einen oder anderen Foto- und Autogramm-Wunsch der kleinen AFC-Anhänger erfüllte – und sogar ein paar Schuhe abtrat. Der 31-jährige Routinier erlebt in dieser Saison seinen x-ten Frühling, hat mit seinen Leistungen und Scorerwerten maßgeblichen Anteil an der herausragenden Serie von Altona 93 – und auch am souveränen Schützenfest vor 1193 Zuschauern gegen seinen Ex-Club Cordi!

„Das war Power-Fußball“, strahlte Marcello Meyer – und hob in diesem Atemzug das sehenswert herausgespielte 2:0 seiner Altonaer hervor. Angefangen bei Torhüter Dennis Lohmann, kam der Ball über die weiteren Stationen Adrian Goransch, Bujar Sejdija, Michael Gries und Veli Sulejmani im linken Halbfeld zu Pascal El-Nemr. Dieser machte einige Meter mit Ball, ließ einen nur zuschauenden Zisimos Dimakis ziemlich leicht stehen, machte im Strafraum angekommen den Schlenker nach innen – und vollendete aus zwölf Metern traumwandlerisch sicher ins lange Eck (24.)! Eindrucksvoll untermauerte der AFC seine Titel-Ambitionen und baute den Vorsprung auf Verfolger Dassendorf wieder auf vier Punkte aus.

"Deshalb hat er mich ja hergeschickt"

Pascal El-Nemr (li.) war einer von sechs verschiedenen AFC-Torschützen, zeigte erneut eine ganz starke Vorstellung - und musste anschließend noch Autogramme schreiben. Archivfoto: noveski.com

Angesprochen auf die Ausgangslage Meisterschaftskampf, entgegnete Co-Trainer Meyer mit einem breiten Grinsen: „Das müsst ihr ‚Andy‘ fragen. Deshalb hat er mich ja hergeschickt“, gab Chefcoach Andreas Bergmann seinem kongenialen Assistenten wohl ganz bewusst den Vortritt im Interview, ehe der „Co“ anfügte: „Da reden wir auch gar nicht drüber, andere Sachen haben da Priorität“, möchte man den Fokus weiter auf den fußballerischen Aspekt legen. Und der wäre beinahe gar nicht zum Tragen gekommen, was an den widrigen Verhältnissen an der Adolf-Jäger-Kampfbahn lag. „Wir kennen das jetzt schon die letzten Wochen. Das ist nicht zum ersten Mal der Fall, dass der Platz so tief ist. Es kommt halt immer auf den Schiedsrichter an – und wenn der sagt, dass es losgeht, dann spielen wir auch“, erwiderte Meyer.

"Kacktor des Jahres" bringt AFC-Kantersieg auf den Weg

Und wie der AFC spielte. Mit den Gästen zum Teil Katz und Maus. Das Führungstor war jedoch eine reine Slapstick-Aktion von Cordi-Keeper Petar Barukcic und dürfte in der Kategorie „Kacktor des Jahres“ ganz weit vorne landen. Über Sejdija und Gries gelangte das Spielgerät an der linken Seitenauslinie zu Gianluca Przondziono. Der Altonaer Spielgestalter brachte den Ball von dort – direkt vor der Bank der Concorden – per Hereingabe vor den Kasten. Rasmus Tobinski hatte jedoch keine Chance, das Leder zu erreichen – und schloss mit der Situation bereits ab. Doch Barukcic eilte aus seinem Gehäuse, wollte die Flanke abfangen, tauchte aber unter hindurch und musste den Aufsetzer passieren lassen. Von der Unterkante der Latte überwand das Runde das Eckige (8.)!

"Das nimmt man natürlich gerne mit"

„Der Ball war eigentlich gut. Aber, dass der so durchrutscht…“, suchte selbst Meyer nach den richtigen Worten, um dann hinterher zu schießen: „Das passt irgendwie zur Situation und nimmt man natürlich gerne mit.“ Auf das 2:0 von El-Nemr (24.) folgte das 3:0 durch Sulejmani, der nach einem rustikalen Einsteigen von Michael Ambrosius gegen Almir Sulejmani, was zu vehementen Protesten der Concorden führte, ein Zuspiel von Tobinski ganz cool zu verwerten wusste (28.)! Zwar verkürzten die Runge-Rackerer aus dem Nichts durch Caner Bektas, der von Arbes Tahirsylaj perfekt in Szene gesetzt wurde (33.), aber Spannung kam keine auf.

"Der Kader gibt es einfach her, dass wir Woche für Woche die Optionen haben"

Die Mannschaft des AFC feiert das Schützenfest mit der einmal mehr eindrucksvollen Kulisse an der alt-ehrwürdigen "AJK". Foto: Kormanjos

Ganz im Gegenteil. Gries veredelte einen perfekten Gegenzug über Przondziono und El-Nemr zum 4:1 (61.), ehe Tobinski das vogelwilde Abwehrverhalten der „Bekkampler“ mit dem 5:1 bestrafte. Nach einem Doppelpass zwischen dem eingewechselten Ezra Ampofo und Sejdija „klärte“ Farukhan Bulut den Ball genau zu Tobinski, der keine Mühe mehr hatte und seinen Arbeitstag anschließend beenden durfte (75.)! Für den Schlussakkord sorgte „Joker“ Lenny Glissmann, der nach einem wunderbaren Przondziono-Pass im Duell mit Jannik Mohr zu Boden ging, den fälligen Strafstoß selbst verwandelte und das halbe Dutzend vollmachte (90.)!

Dass es so einseitig werden würde, „damit haben wir gar nicht gerechnet, weil es gerade auch im Hinspiel super schwierig war, gegen Cordi zu spielen, weil die ein echt gutes Umschalten haben“, so Meyer. Aber das frühe (Slapstick-)Tor „hat uns natürlich in die Karten gespielt und auch der Mannschaft Sicherheit gegeben. Danach kam eines zum anderen“, zeigte der AFC erneut keinerlei Nerven im Meisterrennen. Auch das an Unglücklichkeit und Dramatik kaum zu übertreffende 3:4 im direkten Duell mit der TuS (Gegentore in der 93. und 95. Minute) konnte den „Bergmännern“ überhaupt nichts anhaben. „Der Spielverlauf hat es ja eigentlich nicht hergegeben, enttäuscht zu sein. Enttäuscht natürlich im Sinne von: ‚Das Ergebnis hat nicht gestimmt.‘ Aber das Spiel an sich war gut. Und der Kader gibt es einfach her, dass wir Woche für Woche die Optionen und Jungs haben, die performen“, konstatierte Meyer abschließend.

Während Cordi-Coach Runge nach einer kontroversen Diskussion mit seinem Spieler Noah Dahaba gen Kabine entschwand…

Autor: Dennis Kormanjos