Teutonia bringt im Regen drei Punkte ins Trockene

Titze-Team feiert 3:0-Heimsieg gegen HSV III

16. August 2017, 00:43 Uhr

Ein Bild mit Symbolcharakter: Jubelnde Teutonen und ein geknickter HSV III-Akteur. Foto: Heiden

Es gibt Spiele, an die wird man sich Jahre später noch erinnern. Das Duell zwischen dem FC Teutonia 05 und der Drittvertretung des Hamburger SV könnte so eine Begegnung sein. Nicht wegen der spielerischen Höhepunkte, nein: wegen der Rahmenbedingungen. Die nämlich waren ab einem gewissen Zeitpunkt so, wie seinerzeit beim WM-Spiel im Jahr 1974 zwischen Deutschland und Polen, als in Frankfurt in Folge kräftiger Regenfälle der Rasenplatz fast absoff und trocken gewalzt werden musste. Auf dem Kunstrasen an der Kreuzkirche ging es ähnlich nass zu: Die erste Hälfte ging normal über die Bühne, in der 50. Minute wurde das Match wegen Gewitter und starkem Regen für fast 25 Minuten unterbrochen, um dann doch fortgesetzt zu werden. Am Ende hatten die Gastgeber mit 3:0 die Nase vorne. 

Fast schien es nach der Unterbrechung in dieser 81. Minute so, als hätte Mirko Oest den Wunsch und die Worte von Nico Sorgenfrey vernommen. „Bloß jetzt kein Gegentor mehr. Bitte endlich Mal zu Null“, hatte der Team-Manager von Teutonia 05 drinnen im Trockenen des Raumes, in dem nach dem Spiel die Pressekonferenz steigen sollte, wenige Augenblicke vorher gesagt. Schiedsrichter Alexander Teuscher (SC Eilbek) hatte da gerade einen Freistoß für den HSV III verhängt. Emre Yasat lief an, Oest parierte, hatte den Ball dann im Nachfassen sicher. Sorgenfreys Wunsch war erfüllt. Und noch etwas sorgte für gute Stimmung bei ihm und seinen Mitstreitern: „T05“ ist nach diesem Sieg im nachgeholten Spiel des dritten Spieltags nun Oberliga-Tabellenführer. Alles eitel Sonnenschein also an der „Kreuze“. 

Ex-HSV-Kicker Veli Sulejmani trifft doppelt

Schiedsrichter Alexander Teuscher unterbrach das Spiel kurz nach der Pause aufgrund eines Gewitters und heftiger Regenfälle. Foto: Heiden

Apropos Sonnenschein: Davon bekamen die 260 Zuschauer in der zweiten Halbzeit nicht mehr viel zu sehen – nicht unbedingt auf das Spielerische bezogen, aber was die Wetterverhältnisse anging. Kurz nach dem Seitenwechsel wurde es über der „Kreuze“ dunkler und dunkler, Blitze entluden sich, ein Gewitter zog auf und es regnete und regnete. Referee Teuscher und seine Assistenten ließen es das kickende Personal zumindest zehn Minuten lang versuchen, dann war gegen die Wetterkapriolen kein Ankommen mehr, so dass das Spiel erst einmal unterbrochen wurde. Der Platz stand unter Wasser, an eine Fortsetzung der Partie war nicht zu denken, Oder doch? Nach etwa 25 Minuten durften beide Mannschaften ihre Spieler wieder auf das Feld beordern. Teuscher pfiff die Partie wieder an und auch die riesigen Wasserlachen, die sich auf dem Platz gebildet hatten, flossen nach und nach ab.

Der Torfluss aber war mit der Unterbrechung dahin. Nachdem Jaques Rodrigues de Oliveira die Teutonen in der 21. Minute mit einen sehenswerten Volleyschuss nach einer Flanke von Isaac Akyere und einem anschließenden Kopfball von Georgios Cholevas in Führung schoss und Veli Sulejmani in der 34. Minute eine weitere Links-Flanke von Akyere im zweiten Anlauf zum 2:0 über die Linie gebracht hatte, war es im Anschluss an die Pause abermals ausgerechnet Sulejmani, der erst in diesem Sommer vom HSV III zu „T05“ gewechselt war, der für das 3:0 sorgte. Dem vorausgegangen war ein Pass von Aytac Erman, der Stefan Winkel bediente. Dessen Zuspiel wiederum leitete Rodrigues de Oliveira per Hacke erneut auf den weitergelaufenen Winkel, der scharf nach innen auf Sulejmani flankte.

Zugang an der „Kreuze“: Onur Saglam verstärkt Teutonia

Einen Schritt schneller: Teutone Michael Meyer (li.) ist vor Sören Ostermann am Ball. Foto: Heiden

Noch vor dem 0:2-Rückstand hätte der HSV III eigentlich den Ausgleich machen müssen, als Andy Akroteng-Bonsrah nach 32 Minuten mit seinem Hammer nur die Querlatte des Teutonen-Tores traf. Die Hausherren wiederum hatten nach der Regenunterbrechung noch zwei größere Gelegenheiten: Erst rettete Torben Wacker nach einem Heber von Rodrigues de Oliveira gegen die Laufrichtung von Keeper Jan Haerting auf der Linie (74.), dann fand ein Ball von Felix Dieterich drei Minuten vor dem finalen Pfiff von Schiedsrichter Teuscher in der Mitte keinen Abnehmer, flog aber dennoch nur knapp am HSV III-Tor vorbei. Augenzeuge des Spiels war mit Onur Saglam übrigens ein weiterer Neuzugang, den die Teutonen unter Vertrag genommen haben. Dies bestätigte Manager Bert Ehm nach dem Spiel auf der Pressekonferenz. Der 24-Jährige, der früher für die TuS Dassendorf spielte, war zuletzt für den türkischen Viertligisten Karacabey Birlikspor aktiv und danach vereinslos.

„Wir haben damit darauf reagiert, dass uns Pascal Pietsch verlassen hat und wir den einen oder anderen Spieler im Kader haben, der noch länger ausfällt“, erklärte Ehm. „Wir haben mit Dennis Duve jemanden, der einen Knorpelschaden hat, zudem fehlt André Kuhlencord nach seinem Kreuzbandriss. Dann gab es ein, zwei Abgänge. Wir waren also gezwungen, in der Defensive noch was zu machen“, sagte Sören Titze. „Wir haben uns für Onur entschieden, der zuletzt bei uns mittrainiert hat und in der letzten Woche auch schon in einem Testspiel gegen Meckelfeld zum Einsatz gekommen ist. Wir haben Bock auf Onur, er ist ein flexibler Linksfuß, den man offensiv, defensiv und im Zentrum einsetzen kann. Als Trainer ist es immer gut, wenn man einen Spieler hat, der zwei oder drei verschiedene Positionen bekleiden kann. Wir freuen uns darüber, die Qualität von Onur jetzt im Kader zu haben. Ich bin froh, dass wir mit ihm Einigkeit erzielen konnten“, präzisierte der Teutonen-Coach.     

Karch; „Wir sind noch nicht so weit, dass wir Teams wie Teutonia schlagen können“

Hatte mit personellen Sorgen zu kämpfen: HSV III-Trainer Felix Karch. Foto; Heiden

Und wie hatte Titze das Match gesehen? „ich fand, das war in der ersten Halbzeit ein ausgeglichenes Spiel, in dem wir zwar mehr Ballbesitz hatten, aber glücklich sein können, dass wir mit 2:0 in die Pause gehen. Auch wenn viele das vorher anders gesehen haben: Ich hatte ein enges Spiel mit einer tiefstehenden HSV-Mannschaft, die um jeden Ball aufopferungsvoll kämpft, erwartet“, konstatierte Teutonias Coach, „wir müssen Woche für Woche 100 Prozent vorm Tor und in der Defensive geben. In der zweiten Hälfte haben wir den Gegner laufen lassen und einige gute Kombinationen gezeigt. Es macht Freude, das zu sehen. Die Mannschaft setzt das um, was wir trainieren. Wir sind mit dem 3:0 und jetzt neun Punkten in der Tabelle sehr glücklich. Hätte mir einer vor der Saison gesagt, dass wir nach drei Spielen neun Punkte haben, hätte ich das blind angenommen. Auch wenn der eine oder andere sagt, dass man das hätte erwarten könne. Ich hab' es jedenfalls nicht erwartet.“

Sein Gegenüber Felix Karch bilanzierte derweil, dass „viele sicher ein deutlicheres Spiel erwartet hätten. Wir konnten das Fehlen wichtiger Leistungsträger schlecht kompensieren. Dass Timo Trefzger gefehlt hat, Bazier Sharifi und Emre Yasar angeschlagen waren, ist in vielen Situationen deutlich geworden. Aber wir haben versucht, aus der Not eine Tugend zu machen.“ In der ersten Hälfte, so Karch weiter, „haben wir über weite Strecken vernünftig verteidigt. Du darfst so Leute wie Stefan Winkel oder Michael Meyer nicht ins Spiel kommen lassen. Sonst wird es problematisch, da zu verteidigen. Dass wir in der zweiten Hälfte drei, vier Chancen zulassen, ist gegen eine Qualität, wie sie Teutonia hat, normal. Dennoch haben wir uns vernünftig verkauft, auch wenn wir unsere eigenen Situationen nicht konsequent genug zu Ende gespielt haben. Wir sind noch nicht so weit, dass wir Teams wie Teutonia schlagen können.“

Jan Knötzsch  

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