Holsten-Pokal-Halbfinale

„Teufelskerl“ Tiedje sorgt für Rothosen-Wahnsinn in Unterzahl!

09. März 2024, 11:58 Uhr

Die Mannschaft des HSV III stürmt zu ihrem Matchwinner: "Elfmeterkiller" Patrick Tiedje (Mi.). Foto: noveski.com

Nachdem er die Nerven behielt und den entscheidenden Elfmeter verwandelte, deutete Sepehr Nikroo sofort in Richtung Patrick Tiedje und lief seinem Torhüter freudestrahlend in die Arme, ehe sämtliche Teamkollegen folgten und in Jubelstürme ausbrachen. Was für ein Holsten-Pokal-Halbfinale und was für ein Finish! „Das Wort ‚Wahnsinn‘ trifft es sehr genau“, war auch Stefan Gehrke, Cheftrainer des Hamburger SV III, nach dem Elfer-Krimi gegen Altona 93 II aus dem Häuschen. Zumal seine Mannschaft nach einer Roten Karte unmittelbar nach Beginn des zweiten Abschnitts in Unterzahl agieren und einem Rückstand hinterherlaufen musste…

In der Liga ist er hinter José Aguirre Dardon eigentlich „nur“ die Nummer zwei. Im Pokal hat Jungspund Patrick Tiedje den Vorzug zwischen den Pfosten bekommen und zahlte das Vertrauen eindrucksvoll zurück. „Er hatte heute seinen großen Auftritt und ist zum absoluten Matchwinner avanciert, indem er gleich die ersten beiden Elfer gehalten hat“, lobte Gehrke seinen Keeper, der die Versuche von Bruno Gyurkovics und Jasper Brinkmann glänzend entschärfte. Auch beim dritten Elfmeter von Adrian Goransch ahnte Tiedje die richtige Ecke, war letztlich aber machtlos.

"Zweieinhalb Chancen" (noch) ohne Ertrag

Timon Engelmann (re.) kann es nicht fassen, dass er für seinen mit verschränkten Armen vor dem Körper geblockten Schuss glatt Rot von Referee Dr. Benjamin Stello (Mi.) sieht. Foto: noveski.com

Da Martin Fedai, Edward Pfister, Artur Krüger und eben Sepehr Nikroo vom Punkt eiskalt blieben, setzte sich der Favorit im Duell zweier Hammonia-Landesligisten durch und zog in das Endspiel ein. Doch der Weg dorthin war ziemlich steinig. „In der ersten Halbzeit war es ein mehr oder weniger ausgeglichenes Spiel. Wir hatten mehr Spielanteile und mehr den Ball, aber Altona hat das geschickt verteidigt“, befand Gehrke, der durch Sebastian Schmalbach, Nikroo und Timon Flach „zweieinhalb gute Möglichkeiten“ für sein Team sah, „woraus wir leider nichts gemacht haben“. In der Pause habe man nochmal „ein bisschen nachjustiert und ein paar Sachen angesprochen, wie wir das besser lösen können, uns über außen durchzuspielen, um die Box besser freizukriegen“.

Engelmann sieht kurz nach Wiederanpfiff Rot

Patrick Tiedje (li.) pariert den ersten von zwei Elfmetern gegen Bruno Gyurkovics und avancierte zum Matchwinner für seine Rothosen. Foto: noveski.com

Doch die zweiten 45 Minuten begannen mit einem Schock aus Hausherren-Sicht: Timon Engelmann sah den roten Karton von Referee Dr. Benjamin Stello (SC Egenbüttel)! „Er wird auf der Torlinie kurzer Distanz angeschossen, hat beide Hände vor dem Körper – und der Schiedsrichter sagt, dass das keine natürliche Armhaltung ist“, war Gehrke zurecht außer sich – und haderte mit diversen Entscheidungen des Gespanns. Den fälligen Strafstoß verwandelte Jeremy Miljevic trocken zur Gäste-Führung (49.)! „Danach hatten wir sechs, sieben Minuten, in denen wir echt nicht gut waren und uns erstmal sammeln mussten“, gestand Gehrke, der umstellte, mit der Hereinnahme von Nick Denkewitz mehr Stabilität und mit Dominik Jordan einen zusätzlichen Impuls für das Offensivspiel reinbrachte. Mit Erfolg!

Jordan als "entscheidender Faktor" - Kommt es zum Finale HSV vs. St. Pauli?

Mit dem stimmungsvollen Anhang feiert die Mannschaft des Hamburger SV III den dramatischen Sieg gegen den AFC II - und den Einzug ins Holsten-Pokal-Finale. Foto: noveski.com

„Dann haben wir angefangen, mit zehn Mann echt tollen Fußball zu spielen“, konstatierte Gehrke, der mit Jordan „wieder einen entscheidenden Faktor“ auf dem Platz hatte. Nach einem Angriff über Pfister und Nikroo war es der Joker, der sich aus 20 Metern ein Herz fasste und den Flatterball in die Maschen jagte – 1:1 (75.)! Die Rothosen waren in Unterzahl die bessere Mannschaft. Der Gast aus Altona brachte vor des Gegners Tor nahezu nichts zustande. Aber Krüger verfehlte das Ziel aus gut elf Metern. Pfister und Denkwitz verpassten nach ruhenden Bällen per Kopf. Zudem sah Gehrke zwei Szenen, in denen ein vermeintlicher Elfmeterpfiff ausblieb: Erst nach einem Vergehen an Schmalbach, dann nach einem Handspiel, was der HSV III-Coach monierte.

Dennoch behielt der Hammonia-Primus letztlich im „Shootout“ aus elf Metern die Oberhand und feierte ausgelassen mit dem eigenen Anhang. „Die Jungs haben sich echt belohnt. Altona hatte gar keine Torchance, so dass das am Ende auch mehr als verdient ist“, jubelte Gehrke, der nun auf den Finalgegner wartet. Am Mittwoch um 20 Uhr treffen mit dem FC St. Pauli III und dem Eimsbütteler TV II zwei Bezirksligisten aufeinander und ermitteln den Widersacher der HSV-Dritten.

Autor: Dennis Kormanjos