Neuer „Rothosen-Dompteur“ Titz: „Cruyff hat dem Spiel eine andere Finesse gegeben“

U21-Trainer des HSV stellt sich vor

28. Juni 2017, 12:42 Uhr

Christian Titz leitet sein erstes Training als neuer Chefcoach der U21 des HSV. Foto: HSV II

Seine aktive Laufbahn musste Christian Titz, der es beim SC Idar-Oberstein und Waldhof Mannheim bis in die Regionalliga schaffte, aufgrund einer Sportinvalidität früh beenden. „Damals hatte ich das Glück, sofort bei einem Traditionsverein wie Alemannia Aachen einen Trainerjob im Jugendbereich angeboten bekommen zu haben“, erinnert er sich. Und so begann sie, die Trainerlaufbahn des neuen starken Mannes auf der Kommandobrücke der U21 des HSV.

Christian Titz stellt sich der Hamburger Presse vor und spricht über seine bisherige Laufbahn sowie Ziele mit dem HSV. Foto: Heiden

Er ist staatlich geprüfter Betriebswirt, diplomierter Sportmanager, als Individualtrainer selbstständig und Autor von zahlreichen Büchern über Spielsysteme, Taktiken und Feinheiten im Fußball. „Ich habe meine eigene Trainingslehre niedergeschrieben“, verrät er – und führt aus: „Ich wollte ein sicheres zweites Standbein haben.“ Nach seiner Zeit in Aachen und beim 1. FC Passau war Titz für einige Projekte auch in den USA unterwegs, wo er unter anderem Trainer der amerikanischen U15-Auswahl war. „Das kam über einen meiner besten Freunde, Tom Dooley, zustande. Wir haben ein System wie in Europa aufgebaut“, erklärt er. Über Viktoria Köln und den FC Homburg landete der heute 46-Jährige beim HSV – und das mehr oder minder per Zufall. „Ich hab all die Jahre über immer Individualtraining angeboten. Zwei der bekanntesten Spieler sind Christoph Moritz und Lewis Holtby.“ Über den Mittelfeldakteur der „Rothosen“ kam dann auch der Kontakt zum HSV zustande. „Man hat mich zum Gespräch eingeladen. Erst habe ich einige Spieler individuell trainiert, bis Bernhard Peters eines Tages auf mich zukam und mir einen Trainerjob im Jugendbereich beim HSV anbot.“

"Die Spieler bestmöglich ausbilden, damit sie den Sprung schaffen"

Im Sommer 2015 übernahm Titz die U17 des Hamburger SV – und das mit Erfolg. In der B-Bundesliga trainierte er bis zuletzt einige aufstrebende Youngster wie Fiete Arp oder auch Tobias Knost. „Ich freue mich für beide, dass sie hier bei uns die nächsten Schritte machen und hoffe, dass sie irgendwann weiter oben landen werden“, wünscht Titz seinen nun ehemaligen Schützlingen nur das Beste und führt anschließend aus: „Die Arbeit bei der U17 ist ein ‚Full-Time-Job‘. Es waren zwei wirklich schöne Jahre, weil die Jungs unheimlich bissig und fixiert waren“, erzählt Titz – und fügt an: „Ich war eigentlich immer ein ‚Springer‘ zwischen Jugend- und Herrenbereich.“ Die drei größten Unterschiede liegen in „der Gesprächsführung, der Zentrierung der Leistungsdichte und darin, dass es sehr reizvoll ist, junge Spieler auf ihrem letzten ‚Step‘ zu begleiten“, wie er sagt. Denn: „Natürlich ist es meine Aufgabe, die Spieler auf diesem Weg zu begleiten und sie bestmöglich auszubilden, damit sie bei uns den Sprung schaffen.“

"Johan Cruyff war seiner Zeit weit voraus"

Foto: HSV II

Titz selbst sieht sich als „sehr umgänglichen und kommunikativen“ Menschen, der einen klaren Plan hat, wie der Fußball mit der U21 in der kommenden Saison aussehen soll. „Wir wollen spieldominant sein, den Gegner bespielen, vorne zustellen und durchs Gegenpressing immer wieder in die Tiefe kommen.“ Aber: „Im Winter werden die Plätze in einem anderen Zustand sein. Da muss man sich den Gegebenheiten anpassen – sonst kann man gegen erfahrene und ausgebuffte Mannschaften Probleme bekommen.“ Er selbst habe in seiner Zeit bei Waldhof Mannheim unter „Rapolder/Hach erstmals richtigen Fußball mit System“ gespielt, wie Titz rückblickend meint. Ein Trainer-Vorbild habe er zwar nicht, allerdings verrät er: „Es hat mich sehr beeindruckt, welchen Fußball Johan Cruyff bei Barcelona hat spielen lassen. Er hat dem Spiel eine andere Finesse gegeben, war seiner Zeit voraus und hat all das, worüber heute bei Trainern wie Pep Guardiola geschwärmt wird, eingeführt.“

Zehn Neuzugänge - ebenso viele Abgänge

Foto: Heiden

In seiner ersten Woche als U21-Übungsleiter hat Titz eine überaus „willige Mannschaft – mit hoher Sozialkompetenz“ kennengelernt. „Die Jungs sind sehr trainingsfleißig.“ Der Kader besteht aus 22 Mann. Neu hinzugekommen sind: Stephan Ambrosius, Jakob Golz, Michael Kyeremeh, Kahled Mohssen und Patrick Storb (alle eigene U19) sowie Henrik Giese (Hessen Kassel), Fabian Gmeiner (NEC Nijmegen), Moritz-Broni Kwarteng (TSG Hoffenheim U19) und Gino van den Berg (Borussia Mönchengladbach II). Zudem kehrt Matti Steinmann vom FSV Mainz 05 an die Hagenbeckstraße zurück. Nicht mehr zum Kader gehören werden unterdessen Enes Küc (Berliner AK), Rafael Brand (BFC Dynamo), Dren Feka (FC Luzern), Kerim Carolus, Adel Daouri, Niklas Holz, Oliver Oschkenat, Armando Tikvic, der letztjährige Kapitän Dennis Strompen und Mustafa Ercetin (alle Ziel unbekannt). Los geht’s für die „Rothöschen“ in der Regionalliga Nord gleich mit einem Derby gegen Eintracht Norderstedt. Titz abschließend: „Ein richtig guter Gradmesser zum Auftakt. Wir freuen uns bereits drauf!“

Autor: Dennis Kormanjos