„Irgendwo im Niemandsland auf Grand“: Türkiye eine Nummer zu groß für HR

Oberligist schlägt Hammonia-Landesligist mit 2:0

17. Oktober 2017, 23:30 Uhr

Türkiyes Sascha de la Cuesta (vo.) im Duell mit Samir Kabashi. Foto: KBS-Picture

Der FC Türkiye steht im Achtelfinale des ODDSET-Pokals. Der Oberligist aus Wilhelmsburg gewann am Dienstagabend das Nachholspiel der Vierten Runde bei der SV Halatenbek-Rellingen mit 2:0, wobei die Equipe des Trainerduos Dennis Kreutzer und Gökhan Acar sicherlich keine Glanzleistung ablieferte, am Ende aber „verdient gewonnen hat“, wie Kreutzer nach dem Spiel feststellte, „es war klar, dass wir in unserer derzeitigen Verfassung niemanden mit 5:0 oder 6:0 wegballern.“ HR-Coach Heiko Barthel stellte nach dem Match derweil ernüchtert fest: „Wir haben uns bemüht, aber es hat vorne und hinten nicht gelangt.“ Bevor Türkiye allerdings als Sieger feststand, gab es erstmal Probleme mit dem Flutlicht auf dem Grandplatz der SHVR...

Der Himmel über Halstenbek war schon nicht mehr ganz hell, doch die Sicht noch bestens, als Oliver Berndt zum Handy griff. Der Sportliche Leiter der SV Halstenbek-Rellingen brauchte Hilfe – und zwar ganz schnell. Auf dem Grandplatz, auf dem um 19 Uhr das Viertrunden-Nachholspiel zwischen den Gastgebern und dem FC Türkiye beginnen sollte, brannten bei sechs vorhandenen Flutlichmasten nur an fünf von ihnen die Lichter. Der Mast hinten links in der Ecke blieb dunkel. Und das, obwohl – so verriet HR-Coach Heiko Barthel später – doch ausgerechnet an selbigem noch am Vormittag des Spieltags die Birnen erneuert wurden. Auf diesem Grandplatz, so viel war knapp eine halbe Stunde vorm Anpfiff klar, würde nicht gespielt werden können. Was nun? Oliver Berndt telefonierte auf schnellstem Wege den Platzwart zur Anlage, sodass der zweite, neben dem eigentlichen Spielort liegende Grand gekreidet und für die Partie hergerichtet werden konnte.

Kreutzer: „Wir hätten früher einen Treffer erzielen müssen, dann hätten wir mehr Ruhe gehabt“

Traf zum 1:0. Serhat Yapici (li, hier im Zweimkampf mit Samir Kabashi). Foto: KBS-Picture

Der zuständige Mann war tatsächlich schnell zugegen, aber als Referee Fabian Porsch (Barsbütteler SV) mit seinen Assistenten und den Mannschaften den Platz betreten wollte, war dieser noch nicht fertig gekreidet. Die Partie musste also später beginnen. Der Zeitvertreib einiger Türkiye-Anhänger: Sie schlossen Wetten ab, wie lang der Platzwart zum Kreiden brauchen und wie viel später der Kick wohl beginnen würde. Wetten auf einen Sieger waren derweil ungleich schwieriger. Im ersten Durchgang spielte zwar quasi einzig und allein der Gast nach vorne, im Tor aber sollte der Ball nicht landen: Nach drei Minuten traf Sascha de la Cuesta nur das Aluminium, zehn Zeigerumdrehungen später bediente er den rechts durchstartenden Boris Shtarbev, der letztlich mit dem Ball am Fuß nach innen zog, dann aber an HR-Keeper Patrick Jobmann scheiterte. Weitere sechs Minuten danach passte de la Cuesta zu Teamkollege Ozan Gencel, doch der wurde bei seinem Torschuss von HR-Kapitän Sebastian Krabbes geblockt. So blieb es vorerst beim 0:0, auch wenn Türkiye ein klares Übergwicht an Spielanteilen und guten Angriffen besaß.

Nach dem Seitenwechsel dauerte es bis zur 67. Minute, ehe es wieder einmal so etwas wie Gefahr vor dem Tor von Halstenbeks „Goalie“ Patrick Jobmann gab, aber Serhat Yapici zielte aus der zweiten Reihe daneben. Doch aufgeschoben bedeutete im Fall von Yapici nicht aufgehoben, denn: Nur eine Minute später war er nach einem Zuspiel von Shtarbev von der rechten Seite im Strafraum zur Stelle und brachte den Oberligisten in Führung (68.). HR blieb zwar noch genügend Zeit, das Resultat zu drehen, doch die Hoffnungen zerplatzten nur ganze sechs Minuten später: Einen langen Ball nach vorne verlängerte Ozan Gencel in der Hälfte der Halstenbeker auf Nikola Stefanovic, der die Kugel annahm, sich im Laufduell gegen seinen Widersacher behauptete und dann das Leder an Patrick Jobmann vorbei zum 2:0 im Netz des HR-Tores versenkte. Stefanovic war es auch, der sieben Minuten vor Ultimo endgültig den berühmten Sack hätte zumachen können, doch nach einem klugen Pass des eingewechselten Michael Löw von der linken Außenbahn ins Zentrum zielte Türkiyes Nummer 20 am Gehäuse vorbei.

Barthel: „Wir waren einfach eine Nummer schlechter“

Tükiye obenauf, HR am Boden: Mert Kepceoglu gegen Ümit Karakaya (vo.). Foto: KBS-Picture

„Wir waren heute einfach eine Nummer schlechter, haben vorne keinen Ball festgemacht und hinten die Zweikämpfe verloren. Es war nicht so, dass Türkiye uns an die Wand gespielt hat oder eine Super-Leistung gebraucht hat. Das war einfach ein lauer Kick, der irgendwo im Niemandsland auf Grand mit 2:0 endete“, resümierte HR-Trainer Heiko Barthel und ergänzte: „Es gibt zu diesem Spiel nicht viel zu sagen. Ich will keinem die Schuld geben. Die Jungs haben sich reingeknallt, aber mit dieser Leistung kommst du im Pokal nicht weiter.“ Er habe, so Barthel „nur 14 Spieler zur Verfügung gehabt. Wir haben gerade einen Lauf mit Verletzten. Ich musste drei 19-Järhige mit rein würfeln. Die waren überfordert. Es ist schon eine Präsenz, wenn so ein Yapici oder wer auch immer um die Ecke kommt und dich quasi auffrisst. Da müssen wir uns dran gewöhnen.“

Sein Gegenüber fand derweil die Umschreibung „nicht schön, aber erfolgreich“ treffend für den Auftritt seines Teams. „Die Bedingungen waren schwierig. Wenn es lange 0:0 steht, birgt das immer Spannung. Es kann immer mal passieren, dass man eine Standardsituation gegen sich bekommt, einer durchrutscht oder man über den Ball haut. Aber wir haben das insgesamt gut gemacht“, analysierte Dennis Kreutzer. „Gerade in unserer derzeitigen Lage (Türkiye steckt auf dem 14. Platz im Abstiegskampf der Oberliga, Anm. d. Red.)) gibt uns der Sieg Sicherheit und Selbstvertrauen. Wir können zufrieden sein. Vor allem auch mit der Disziplin über 90 Minuten“, so der FCT-Trainer, der allerdings auch kritisierte: „Wir hätten früher einen Treffer erzielen müssen, dann hätten wir auch mehr Ruhe gehabt. Das hätte uns Lockerheit gegeben. Aber der Gegner hat tief gestanden. Wir wussten, dass es schwierig wird und sind zufrieden.“

Jan Knötzsch