Drei Knöll-Knaller und Gouaida-Gala: „Rothöschen“ demütigen „maximal schlechten“ VfB!

Pollersbeck-Ausflüge nicht bestraft - Oldenburg-Coach entschuldigt sich

22. Oktober 2017, 17:56 Uhr

Das zwischenzeitliche 2:0 von Moritz-Broni Kwarteng (2. v. li.), der Oldenburg-Keeper Burkovski herrlich überlupft. Foto: KBS-Picture

Am Ende konnte der VfB Oldenburg fast schon froh sein, dass man sich „nur“ mit einem 0:6 auf die Heimreise begab. Denn das, was der Traditionsklub bei der U21 des HSV in den ersten 45 Minuten ablieferte, war erschütternd. So desolat, dass sich Trainer Stephan Ehlers auf der Pressekonferenz nach dem einseitigen Spiel sogar bei den eigenen Fans für die Leistung entschuldigte! Ganz und gar nicht entschuldigen brauchte sich indes Christian Titz, Coach des HSV II, der mit seinem Team weiter unbesiegt durch die Liga marschiert und die nächste Gala seiner Jungs zu sehen bekam. „Wir hatten eine unglaubliche Variabilität und eine beeindruckende Eigenverantwortung“, lobte Titz seine Mannen.

Törles Knöll (2. v. li.) und Mo Gouaida (re.) waren von den Gästen überhaupt nicht in den Griff zu kriegen. Foto: KBS-Picture

Als Törles Knöll mit seinem dritten Treffer in der 43. Minute das halbe Dutzend voll machte, skandierten die Anhänger der HSV-U21 lautstark: „Nur noch Vier!“ Und angesichts der Tatsache, dass sich die „Rothöschen“ in einen regelrechten Rausch spielten und vom Gegner so gut wie überhaupt keine Gegenwehr kam, musste man zu diesem Zeitpunkt tatsächlich das Schlimmste für die Gäste aus Oldenburg befürchten. So sehr, dass der eine oder andere Zuschauer auf der Tribünen schon Mitleid mit dem VfB hatte. „Man versucht immer, das Beste rauszuholen. Vor allem als Stürmer kann man nie genug Tore schießen – auch als Mannschaft wird man nicht satt. Wer da nachlässig wird, ist fehl am Platz“, meinte Torjäger Knöll, der, „wenn ich ehrlich bin, kein Mitleid“ mit dem Kontrahenten hatte. Er und seine Truppe spielten wie aus einem Guss. Während der Gast überhaupt keine Zweikampfführung hatte und stets ins offene Messer lief. Das erste Mal nach 240 Sekunden, als Knöll einen Querpass von Mohamed Gouaida an die Unterkante der Latte und von dort ins Glück beförderte!

"Vorne anlaufen verhindert nicht, dass man auch Zweikämpfe führt"

Momo Kwarteng (re.) bejubelte seinen Treffer mit einem Flick-Flackern. Foto: KBS-Picture

Apropos Mo Gouaida: Der Franzose sprühte in der ersten Halbzeit vor Spielfreude und machte mit Oldenburg was er wollte. Seinen herrlichen Pass über die Abwehrkette hinweg veredelte Moritz-Broni Kwarteng mit einem tollen Chip über den herauseilenden Hrvoje Bukovski zum 2:0 (11.)! Es ging weiter nur in eine Richtung. Der VfB rannte wild nach vorne und vergaß dabei komplett die Rückwärtsbewegung. Vier „Rothosen“ stürmten auf das Oldenburger Tor zu. Matti Steinmann bediente von Halblinke erneut Gouaida, der diesmal nicht als Vorbereiter, sondern als Vollstrecker glänzte (26.)! Keine zwei Zeigerumdrehungen darauf spazierte Leon Mundhenk durch die Gäste-Hintermannschaft, die eher einem Hühnerhaufen glich, und Bakery Jatta schloss aus kurzer Distanz zum 4:0 ab (28.)! Dann war wieder Törles Knöll an der Reihe – und das gleich doppelt: Erst bekam er den Ball vom Gegner serviert und schoss aus spitzem Winkel ins lange Toreck ein (35.), ehe er ein Zuspiel von Young-Jae Seo ungehindert in die Maschen hämmern konnte (43.). Das halbe Dutzend war voll! „Wir haben eine überragende erste Halbzeit gespielt – vielleicht die beste in dieser Saison“, befand der Dreifachschütze anschließend. Genau das Gegenteil war bei den Oldenburgern der Fall. „Wir sind das Spiel sehr mutig angegangen. Vielleicht war das auch ein Knackpunkt, dass wir ein Stück weit zu weit vorne angelaufen sind. Aber das vorne anlaufen verhindert ja nicht, dass man Zweikämpfe führt. Und wir haben im Grunde nur begleitet – da ist jede Taktik egal. So wird man natürlich keinen Blumentopf gewinnen“, ging Ehlers mit seiner Elf hart ins Gericht.

Pollersbeck zweimal fast überrascht

Auch Bakery Jatta (li.) trug sich in die Torschützenliste ein. Foto: KBS-Picture

Das Ziel beim HSV-Nachwuchs für den zweiten Durchgang: „Kein Gegentor zu kassieren“, so Knöll. Und weiter: „Dem Trainer war es sehr wichtig, dass wir nicht nachlässig werden und nicht arrogant spielen, sondern konstant das weiter umzusetzen, was wir uns vorgenommen haben und weiter eine gewisse Demut an den Tag legen.“ Letzteres taten die Hausherren vor 530 Zuschauern – der Punkt mit dem Gegentor wäre aber um ein Haar in die Hose gegangen, weil Bundesliga-Leihgabe Julian Pollersbeck im Tor der HSV-U21 mit seinen Ausflügen eine alles andere als gute Figur abgab. Gleich zweimal wurde Pollersbeck mit Versuchen aus größerer Distanz in Bedrängnis gebracht, weil der ehemalige Lauterer auf Höhe der Mittellinie stand. Da seine Vorderleute auch nur noch das Nötigste taten, blieb es beim 6:0 – und das, nachdem sich die ersten Schaulustigen in der ersten Hälfte bereits nach dem Regionalliga-Rekordergebnis erkundigten. „Die zweite Halbzeit ist ein kleiner Wermutstropfen“, so Titz, der aber über die gesamte Spielzeit wieder eine sehr starke Mannschaftsleistung sah.

Knöll: "Klar will ich mich für die Bundesliga empfehlen"

Spielte dem Gegner einmal den Ball in die Füße und wurde zweimal fast von der Mittelllinie überrascht: Julian Pollersbeck konnte im Tor der U21 nicht überzeugen. Foto: KBS-Picture

Und Törles Knöll sorgt mit seinen Toren – nun sind es bereits 14 – weiter dafür, dass sein Name auch bei den Profis immer mal wieder fällt. „Natürlich versuche ich, konstant gute Leistungen zu bringen. Und ich denke auch, dass ich das relativ gut umsetze. Klar will ich mich für die Bundesliga und für die Erste Mannschaft empfehlen, aber letztendlich habe ich es nicht in der Hand. Ich kann nur jede Woche das Bestmögliche geben – was dann für Entscheidungen getroffen werden, liegt nicht in meiner Hand“, so der Goalgetter, der zumindest die Torjägerkanone in der Regionalliga anvisiert. „Ich habe es mir vor der Saison nicht als Ziel gesteckt, aber jetzt im Verlaufe der Saison wäre es natürlich wunderschön – gerade als Stürmer wäre das optimal.“ Sein Trainer betonte derweil noch einmal, dass die Leistungen Woche für Woche „keine Selbstverständlichkeit“ sein würden. Für den VfB wäre es hingegen „eine maximal bittere Niederlage“ gewesen, wie Ehlers bilanzierte. „Wir waren die letzten Wochen eigentlich so gefestigt, dass ich mit solch einer Abfuhr nicht gerechnet habe. Der einzige Lichtblick heute war der Support der Fans – und dann hört es auch schon auf.“ Für die Lichtblicke war an diesem Nachmittag auch eher der Tabellenprimus zuständig. 


Die Pressekonferenz mit beiden Trainern im Video

Autor: Dennis Kormanjos