Oberliga

„Diese Spieler sind absolut nicht Oberliga-tauglich, sondern können Landes- oder Bezirksliga spielen!“

03. März 2024, 21:18 Uhr

Andy Appiah (li.) holt zum Schuss aus. Oliver Zodel (Mi.) und Mark Brudler werfen sich ihm in den Weg. Foto: Heiden

Im Pokal hatte der Düneberger SV das Nachsehen (0:3) und auch im Punktspiel triumphierte Concordia Hamburg am Silberberg (2:1). Und so stand das Rückspiel für den Oberliga-Aufsteiger unter dem Motto: Aller guten Dinge sind drei. Im dritten Anlauf sollte für den DSV der erste Sieg gegen Cordi her, um immens wichtige drei Punkte im Abstiegskampf zu verbuchen. Doch das bittere Erwachen folgte schnell. Bereits während der 90 Minuten bemängelte Chefcoach Andrè Wengorra die „Alibi“-Zweikämpfe und konstatierte kurz vor Ultimo: „Aufgabe!“, womit er auf den gänzlich wehrlosen Auftritt seiner Düneberger ansprach (alle Highlights im LIVE-Ticker).

Ein unnötiges Foulspiel von Jan Landau (re.) gegen Dennis Baffour führte zum Freistoß, der Cordi in Front brachte. Foto: Heiden

Es war gerade mal eine gute halbe Stunde gespielt, als Thomas Runge seinen Unmut an der Seitenlinie zum Ausdruck brachte: „Keine Spannung! Keine Tiefenläufe! Wahrscheinlich, weil die Sonne scheint! Ich krieg' schlechte Laune“, haderte der Cordi-Coach – und setzte sich ernüchtert auf die Bank. Das Erschreckende aus Gäste-Sicht: Die Hausherren hätten zu diesem Zeitpunkt – trotz eines sehr mäßigen Auftritts – bereits deutlich führen können, wenn nicht gar müssen. Das Tor, dass die Düneberger in der Nachspielzeit des ersten Abschnitts kassierten, war indes bezeichnend für die Darbietung.

Agyemang schnürt nach später Einwechslung einen Doppelpack

Erst beging Jan Landau ein komplett unnötiges Foulspiel. Dann gab Arne Hantusch beim folgenden 22-Meter-Freistoß von Arbes Tahirsylaj, halbhoch und mittig geschossen, eine ganz schlechte Figur ab (45. +1)! Auch nach Wiederanpfiff wurde es aus Sicht der Geesthachter kaum einen Deut besser. Im Gegenteil. Nahezu im Schongang schraubte Cordi das Resultat weiter in die Höhe. Caner Bektas veredelte eine Hereingabe von Bleron Ademi (63.), ehe der eingewechselte Jeffrey Agyemang einen Doppelpack schnürte: Erst nach Tahirsylaj-Vorarbeit (80.), dann nach toller Energieleistung von Dennis Baffour (88.)! „Man sieht ja, was für eine brutale Qualität und was für ein Tempo er hat“, lobte Runge seinen Doppeltorschützen, der aufgrund von Knieproblemen lange geschont wurde.

"Man kann nicht immer Vollgas spielen"

Arbes Tahirsylaj nahm Maß, beförderte den Freistoß in Richtung Tor - und profitierte vom unglücklichen Arne Hantusch im Düneberger Kasten. Foto: Heiden

Man mag sich kaum vorstellen, wie das Ergebnis ausgefallen wäre, wenn Cordi am Limit oder gar annähernd in Top-Form gespielt hätte. „Die waren gefühlt viermal vor oder in der Nähe unseres Tores. Das ist dann auch harmlos“, konstatierte Runge in Bezug auf einen schwachen Gegner. „Wir haben gut verteidigt. Ich bin zufrieden. Man kann nicht immer Vollgas spielen“, bilanzierte der erfahrene Cordi-Coach, der in der Pause „etwas deutlicher“ wurde – trotz Führung: „Damit konnte man nicht zufrieden sein. Das war pomadig, schon fast arrogant.“ Getreu dem Motto: „Die wehren sich gar nicht, also schieben wir mal den Ball hin und her – und das auch noch unsauber. Das war einfach nicht gut, das muss man so ehrlich sagen.“

Aber es reichte gegen einen desolaten Kontrahenten. Und: „In der zweiten Halbzeit war das besser“, so Runge. „Bis Weihnachten haben wir so ein bisschen Hurra-Fußball gespielt. Jetzt haben wir uns auch so ein Stück weit darauf konzentriert, dass wir eine bessere Restverteidigung haben, konzentrierter, reifer und abgeklärter sind und nicht so oft ins offene Messer laufen.“ Offenbar mit Erfolg!

"Es ist nicht so, dass elf Krieger auf dem Platz stehen"

Von einem Erfolgserlebnis war Düneberg hingegen meilenweit entfernt. Nach Abpfiff nahm sich Wengorra im Mannschaftskreis Marvin Möller lautstark zur Brust, verlor deutliche Worte – und sprach auch im Anschluss Klartext: „Das Spiel muss ich mir erst nochmal angucken und analysieren. Natürlich haben wir uns mehr erhofft und vorgenommen. Mit dieser Leistung, die wir abgerufen haben...“, zögerte er – und fügte an: „Es ist nicht so, dass elf Krieger auf dem Platz stehen, die wirklich ein Ziel vor Augen haben, sondern es sind nur vier oder fünf Spieler. Ich kann nicht alle mit reinziehen. Aber es ist viel Diskussionsbedarf und viel ‚wieso, weshalb und weswegen‘, anstatt den Plan einfach durchzuziehen. Diese Spieler sind absolut nicht Oberliga-tauglich, sondern können Landesliga oder Bezirksliga spielen! Da können sie mit dem Trainer diskutieren, Spaß haben und irgendwas machen. Aber wir spielen in der höchsten Hamburger Spielklasse – da funktioniert sowas nicht!“

"Es gibt Jungs, die denken, sie hätten das Fußballwerk erfunden"

Es folgte der Jubel von Führungstorschütze Arbes Tahirsylaj mit dem deutlichen Fingerzeig gegen einen wehrlosen und erschütternden Gegner. Foto: Heiden

Eine klare Ansage von Wengorra, der ein Beispiel anführte: „Joe (Warmbier, Anm. d. Red.) haut sich mit Knieproblemen in jeden Zweikampf rein und ein junger Spieler ist der Meinung, er muss statisch verteidigen und parallel herlaufen. Das hat uns das Genick gebrochen. Es gibt Jungs, die denken, sie hätten das Fußballwerk erfunden. Jetzt sehen sie genau, wo sie stehen“, kündigte der DSV-Trainer „einige Veränderungen in den kommenden Wochen“ an, „weil wir nichts mehr zu verlieren haben. Es gibt nur noch Krieger auf dem Feld, die sich den Arsch aufreißen. Heute hatte definitiv nicht gelangt – nicht mit der Einstellung und nicht mit dem Fehlverhalten, was wir an den Tag gelegt haben. Das war einfach zu wenig!“

Autor: Dennis Kormanjos