LOTTO-Pokal

„Die Jungs haben was Neues kreiert: 0:1 gewonnen!“

06. März 2024, 23:53 Uhr

Ein Bild, das mehr sagt als 1000 Worte: Teutonen-Trainer Immanuel Höhn (Mi.) stand nach dem Schlusspfiff die pure Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Foto: noveski.com

„Wir werden Teutonia 05 nichts schenken“, versprach Stefan Arlt vor dem „Highlight der Saison“ für seinen FC Süderelbe. Der Oberligist wollte im Pokal-Viertelfinale gegen den Titelverteidiger (alle Highlights im LIVE-Ticker) das „Unmögliche möglich machen“, wie der neue Co-Trainer Heiko Klemme die Ausgangslage zusammenfasste. „Wenn man im Pokal weit kommen möchte, ist es ganz natürlich, dass man irgendwann gegen einen Regionalligisten spielt. Uns ist es lieber im Viertelfinale am heimischen Kiesbarg zu spielen als in einem Endspiel an der Hoheluft. Wir wissen um die Qualitäten des Gegners. Aber wir haben auch unsere Stärken. Die Mannschaft ist bereit“, blickte Arlt dem Duell voller Vorfreude und Optimismus entgegen – und betonte: „Ich bin felsenfest überzeugt, dass wir die entsprechende Stimmung haben werden, um die Aufgabe mit dem nötigen Elan, der nötigen Freude, Begeisterung, Einsatzwillen sowie der Lauf- und Sprintbereitschaft bestreiten zu können.“

Fabian Graudenz (Mi.) bejubelt seinen Führungstreffer mit Vorbereiter Nick Brisevac (li.) und Fabian Istefo. Foto: noveski.com

„Besser würde ich jetzt nicht sagen. Am Ende haben sie das eine Tor mehr gemacht. Aber wir haben alles reingeschmissen und ich denke, dass wir nicht unzufrieden sein können – auch wenn es letztlich nicht gereicht hat“, entgegnete Ljubisa Panic auf die Nachfrage, ob die bessere Mannschaft letztendlich ausgeschieden sei. Der bärenstarke Defensivakteur des FC Süderelbe versprühte den gleichen Optimismus wie sein Trainer – und meinte: „Ich war von Anfang an davon überzeugt: Wenn wir wirklich draufgehen, dann haben wir das Zeug dazu, sehr gut dagegenzuhalten – und denen das Spiel nicht einfach zu machen. Das hat eigentlich auch ganz gut geklappt.“

"Wir haben heute ein ganz anderes Gesicht gezeigt"

Der Ex-Teutone Erolind Krasniqi (li.) - hier im Kampf um den Ball mit Fabio Maiolo - wollte seinem ehemaligen Team ein Bein stellen, blieb im Abschluss aber glücklos. Foto: noveski.com

Zumindest vom Ergebnis her „nur“ eigentlich – denn: „Wir hatten es auf dem Fuß und zwei, drei Riesenchancen, die wir leider nicht gemacht haben“, haderte Panic – vor allem mit der Chance seines Kapitäns Nico Reinecke eine gute Viertelstunde vor Ultimo, als der aufgerückte Innenverteidiger nach einem lang gezogenen Freistoß von Christian Agbe und einer Kopfball-Bogenlampe von Nick Brisevac in die falsche Richtung auf einmal gänzlich frei zum Abschluss kam, die Kugel aber aus wenigen Metern am kurzen Eck vorbei beförderte (75.). „Das passiert in solchen Spielen“, machte der 25-Jährige seinem Teamkollegen keinerlei Vorwürfe, fasste stattdessen zusammen: „Wir können definitiv stolz sein. Aus unerklärlichen Gründen waren wir zuletzt nicht gut drauf, haben heute aber ein ganz anderes Gesicht gezeigt und wirklich sehr gut dagegengehalten. Das hätte auch 1:1 ausgehen können.“

Kömürcü-Kabinettstückchen nicht von Erfolg gekrönt

Von wegen Kräfteverschleiß mit fortlaufender Spielzeit gegen einen höherklassigen Gegner – der FC Süderelbe wurde von Minute zu Minute stärker und brachte den Titelverteidiger über 100 (!) Minuten ans absolute Limit. Da auch Can Kömürcüs Kabinettstücken in Form eines Fallrückziehers nur knapp das Ziel verfehlte (85.) und auch die Schlussoffensive – inklusive eines aufgerückten Torhüters Armand Demalija – nicht von Erfolg gekrönt war, fiel mit dem Schlusspfiff sämtliche Last von Teutonen-Trainer Immanuel Höhn ab. Die Freude über den hart erkämpften Halbfinaleinzug kam vermutlich erst nach der puren Erleichterung, die Höhn mit dem Abpfiff des überragenden Schiedsrichters Dominik Kopmann (Eintracht Norderstedt), der auch in hitzigen Momenten und Situationen stets die Ruhe bewahrte, eine ungeheure Souveränität ausstrahlte und sogar von Süderelbe-Coach Arlt ein Sonderlob erhielt, ausstrahlte.

Graudenz beendet Teutonen-Torflaute

Teutonias eingewechselter Angreifer Serkan Dursun (2. v. li.) vergab kläglich die vermeintliche Vorentscheidung. Foto: noveski.com

In der Regionalliga wartet der FC Teutonia 05 seit nunmehr 396 Minuten auf einen eigenen Torerfolg. Die letzten vier Partien gingen allesamt zu Null verloren. Rechnet man das Pokal-Viertelfinale beim FC Süderelbe dazu, wurde zwar die 400-Minuten-Marke geknackt, dennoch stellte der Favorit die Weichen für das Halbfinale schon recht früh. Nach einem sehenswerten Spielzug, einer starken fußballerischen Befreiung von hintenraus, einer ebenso tollen Seitenverlagerung und der perfekten Ablage von Brisevac war es Fabian Graudenz, der aus 16 Metern halbrechter Position ins lange Eck einschweißte (12.)! Schon zuvor vergab Affam Ifeadigo – trotz sehr bissigem Beginn des Außenseiters – die Riesenchance zur Führung (4.).

Seriöse Teutonen nehmen Süderelbe ernst

Can Kömürcü (Mi., leicht verdeckt) verpasste mit einem Fallrückzieher nur knapp den möglichen Ausgleich für seinen FC Süderelbe. Foto: noveski.com

Einmal wurde Süderelbe in den ersten 45 Minuten gefährlich, als man nach einem Ballgewinn tief in der eigenen Hälfte schnell umschalten konnte, Kömürcü und Jorge Camacho ihre Klasse aufblitzen ließen, letzterer aber aus 16 Metern über das Gebälk zielte (43.). Auf der anderen Seite verpasste der emsige Jason Tomety-Hemazro nach einer Stafette über Brisevac und Graudenz den zweiten Teutonen-Treffer (38.). Die Gäste nahmen die „Kiesbargler“ kein Stück auf die leichte Schulter, agierten sehr seriöse, mit der notwendigen Ernsthaftigkeit und Zweikampfhärte – und ließen sich nicht anmerken, dass in der Liga nach der Winterpause kaum etwas zusammenlief. Zumindest in den ersten 45 Minuten.

434 Zuschauer? Dursun vergibt kläglich!

Der überragende Schiedsrichter Dominik Kopmann (re.) zeigte Teutonias Co-Trainer André Trulsen kurz vor Schluss glatt Rot, weil er sich in ein Tumult einmischte. Foto: noveski.com

Eine Tatsache traf nämlich auf beide Teams gleichermaßen zu: Sowohl Süderelbe als auch Teutonia 05 waren bis dato im Pflichtspieljahr 2024 noch sieglos. Und die Neugrabener unternahmen nach Wiederanpfiff alles, um das zu ändern. Süderelbe ging nicht nur bis, sondern über das Limit, wirkte ungemein fit, wurde immer mutiger – und brachte die Teutonen an den Rand eines Elfmeterschießens. Da der eingewechselte Serkan Dursun gleich dreimal in kläglichster Manier die vermeintliche Vorentscheidung nach Gegenstößen leichtfertig liegen ließ (80., 89., 90. +10), hoffte der Oberligist bis zur letzten Sekunde und riss die 434 zahlenden Zuschauer – wo auch immer diese Zahl herkommt, tummelten sich doch locker über 1000 Besucher am Kiesbarg herum – von den Sitzen. 

Am Ende jedoch vergeblich. Das Lob von Gäste-Coach Höhn war seinem Gegenüber aber gewiss...

Die komplette PK mit beiden Trainern im Video:

Autor: Dennis Kormanjos

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