Oberliga

Alsterbrüder mit zwei Gesichtern, Paloma mit sechs Toren

15. April 2024, 20:24 Uhr

Moritz Niemann (re.) nimmt Maß - und lässt den Ball zum 6:2-Endstand für seinen USC Paloma im Tor der Alsterbrüder einschlagen. Foto: Klaas Dierks

Am Sonntag empfingen die Alsterbrüder den USC Paloma, der noch eine Rechnung mit dem Gastgeber zu begleichen gedachte. Der Aufsteiger hatte den „Tauben“ nämlich im Hinspiel trotz Unterzahl und nur wenigen eigenen Chancen eine empfindliche 0:2-Niederlage beigebracht.

Das 1:3 aus Alsterbrüder-Sicht: Ein unglückliches Eigentor von Tjorven Bruns. Foto: Klaas Dierks

Schon nach zwei Minuten gehen die Hausherren nach sehenswertem Spielzug in Führung. Ein weiter Abschlag durch Keeper Daniel Göbel, kurzfristig für den erkrankten Moritz Junge eingesprungen, kann von der Verteidigung nicht geklärt werden. Der seit Wochen stark spielende Benjamin Lerida schnappt sich den Ball, umkurvt einen Gegner, spielt mit dem ebenfalls seit Wochen positiv auffälligen Gian Luca Verago einen Doppelpass und netzt dann zentral aus fünf Metern zur frühen Führung ein. Das geht ja gut los für die Hausherren!

Eine flotte Partie auf Augenhöhe

Der Gast bleibt unbeeindruckt. Nach einigen vergeblichen Torannäherungen bekommt Michel Blunck den Ball perfekt aus dem Mittelkreis über die Kette gechippt serviert und lässt dem Alsterbrüder-Torwart keine Chance. Cool vollendet er aus halblinker Position knapp innerhalb des Strafraums. Aber auch die Alsterbrüder bleiben dran, gehen drauf. Nach schönem Einsatz von Felix Niebuhr, der über die rechte Seite kommt und auf den mitgelaufenen Stürmer flankt, muss Torwart Tjark Grundmann sich schon stark strecken, um den Ball noch zur Ecke zu klären. Es entwickelt sich eine flotte Partie auf Augenhöhe. Endlich scheinen die Alsterbrüder an die guten Partien der Hinrunde anknüpfen zu können, in denen man so manches Mal nicht nur kämpferisch, sondern auch spielerisch überzeugte.

Grundmann auf dem Posten

Auch auf der anderen Seite gibt's ein Eigentor zu "bestaunen": Max Grablewski (2. v. re.) befördert das Leder ins eigene Eckige. Foto: Klaas Dierks

Verago, frei vor Grundmann nach langem Huf von Göbel und schöner Weiterleitung per Kopf, hat die Chance zur erneuten Führung. Grundmann klärt jedoch gut in der 21. Minute. Zwei Minuten später hebeln die Tauben das Alsterbrüder-Mittelfeld mit einem Doppelpass aus, kommen frei vor Göbel zum Abschluss; der ist zu schwach, um den Schlussmann ernsthaft zu prüfen. Die Alsterbrüder erobern viele Bälle im Mittelfeld und kombinieren sich dann oft gefällig in oder an den Sechzehner; eine wirklich torgefährliche Annäherung gelingt bis zur 28. Minute allerdings nicht. Dann gibt es relativ zentral, circa 21 Meter vor dem Gästetor, Freistoß für den Aufsteiger. Konrad Janta nimmt Maß und prüft mit einem strammen halbhohen Schuss den Gästekeeper. Das ist gefährlich, aber Grundmann ist auf dem Posten.

So auch in der 39. Minute, als er durch ein langes Bein die gute Einschussmöglichkeit von Lasse Lahrtz vereitelt. Auch Paloma hat in der ersten Hälfte noch ein, zwei Chancen, es bleibt aber beim Unentschieden zur Pause.

Albrecht überwindet Göbel

Das 2:5: Luca Albrecht (2. v. li.) erzielt sein zweites Tor des Tages, ist vor Felix Niebuhr am Ball - und drückt das Spielgerät in die Maschen. Foto: Klaas Dierks

Im Vergleich zum Spiel der Alsterbrüder in Düneberg, in dem die Leistung der Alsterbrüder in der ersten Halbzeit indiskutabel war, zeigen die Alsterbrüder heute bisher ein ganz anderes, besseres Gesicht. Das macht Hoffnung für die zweite Hälfte. Aber diese Hoffnung währt nicht lange. Die Tauben kommen deutlich entschlossener und zielstrebiger aus der Kabine. Es dauert sieben Minuten, da bekommt Quincy Adjei den Ball tief in der Hälfte der Alsterbrüder. Er verliert den Ball wieder, aber Blunck setzt an der Mittellinie nach und dann geht es schnell. Über den linken Flügel mit dem Ball am Fuß läuft er unbedrängt bis auf die Höhe der Strafraumgrenze, legt quer auf den mitgelaufenen Luca Albrecht, der aus 16 Metern flach abzieht. Nicht sonderlich hart, nicht sonderlich platziert. Aber drin. 1:2 in der 52. Minute.

Eigentor erhöht Paloma-Führung, Amini verhindert Anschluss

Zwei Minuten später rollt der nächste vielversprechende Angriff auf das Alsterbrüder-Tor. Ein schöner Versuch von Haron Sabah aus 18 Metern, aber Göbel boxt den Ball zur Ecke. Die wird scharf hereingetreten. Tjorven Bruns kommt vor dem Paloma-Spieler an den Ball, befördert ihn aber unglücklich zum 1:3 ins eigene Tor (55.). War‘s das für die Alsterbrüder? Knapp eine Minute nach dem Anstoß der nächste gute Angriff des Gastes, aber der Alsterbrüder-Torwart kann den Schuss aus sieben Metern zur Ecke lenken. Es folgt eine kleine Eckenserie, der Spielstand bleibt unverändert. Der Elan und die Spielfreude der Heimmannschaft aus der ersten Halbzeit sind dahin, aber es gibt sie, die Chance zum Anschluss. In der 63. Minute mal wieder Lerida über rechts. Der kurz zuvor eingewechselte Tim Algner bekommt den Ball per artistischem Flugkopfball aufs Tor gedrückt, doch mit letztem Einsatz klärt Yule Motamed-Amini vor der Linie.

Auch Grablewski trifft ins eigene Netz

Der Niemann-Freistoß schlägt im rechten Toreck ein. FCA-Keeper Daniel Göbel kommt nicht mehr ran. Das halbe Dutzend ist voll. Foto: Klaas Dierks

Auch wenn sich der Gast zunehmend in den Vordergrund spielt, die Alsterbrüder halten phasenweise dagegen, versuchen zumindest noch Akzente zu setzen. In der 66. Minute spielt Verago rechts raus auf Lerida, der ist im Strafraum und sucht mit einer flachen Flanke den zentral stehenden Algner, aber Palomas Max Grablewski spritzt dazwischen, will klären und auch ihm unterläuft ein Eigentor von der Fünfmeterlinie (66.). Nur noch 2:3. Trotzdem: Den Alsterbrüdern geht der Dampf aus. In der Folge werden die Räume für Paloma größer, die Konzentration lässt nach. Einem Alsterbruder verspringt der Ball im Mittelkreis. Ein Gegenspieler reagiert gedankenschnell bringt den Ball vors Tor, Sabah umkurvt Göbel und vollendet zum 2:4.

"Die zweite Halbzeit war unterirdisch, nicht oberligatauglich!"

Auf den Sieg! Palomas Haron Sabah gönnt sich einen ordentlichen Schluck - aus der Wasserflasche. Foto: Klaas Dierks

„Jedes Mal dasselbe!“, hört man vom Alsterbrüder-Anhang. Und es kommt noch dicker. Das Mittelfeld gehört längst dem Gast. In der 77. Minute nutzt er die entstehenden Räume. Mit zwei Flachpässen hebeln die Tauben die Verteidigung aus, erst ein Steckpass in den Strafraum, dann ein Querpass auf den langen Pfosten und Albrecht sagt „Danke!“. 2:5. Den Schlusspunkt setzt Kapitän Moritz Niemann in der 86. Minute. Selbstbewusst verwandelt er einen Freistoß aus knapp 18 Metern flach ins Torwarteck zum 2:6. Revanche gelungen!

Der zahlreich mitgereiste Paloma-Anhang freute sich zurecht über eine gute zweite Halbzeit ihrer Mannschaft. Allerdings würden die meisten Anhänger dem Alsterbrüder-Trainer Jörn Großkopf zustimmen. Dessen Fazit. „Die zweite Halbzeit war unterirdisch, nicht oberligatauglich!“ Den Tauben wird‘s egal sein. Und einigen Alsterbrüder-Spielern leider wohl auch…

Klaas Dierks

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