Oberliga

Viel Ballbesitz, kein Ertrag – dann mit purer Energie: HEBC bremst die Eisenbahn aus, verpasst aber den „Lucky Punch“!

22. April 2024, 10:58 Uhr

Max Düwel (Mi.) wird von Semir Demirovic (li.) und Janek Wrede ausgebremst. Foto: noveski.com

Obwohl sein Team den „Hundertprozenter“ zum „Lucky Punch“ in der Schlussminute vergab und es hintenraus noch einmal hitzig wurde, woraufhin der Frust und das Adrenalin erst einmal abgebaut werden mussten, richtete Özden Kocadal ein „riesengroßes Kompliment an meine Mannschaft. Was sie für eine Entwicklung durchmacht, wie mutig und selbstverständlich sie spielt und was für eine Dominanz sie im Ballbesitz-Fußball ausstrahlt – das ist einfach nur aller Ehren wert. Da ziehe ich meinen Hut vor“, hat der Trainer des HEBC die Mannen vom Reinmüller in ungeahnte Sphären geführt. Einziges Manko im Heimspiel und „Kampf um den dritten Platz“ gegen den ETSV Hamburg: „Viel Ballbesitz, zu wenig Ertrag. Das muss besser werden. Das nehmen wir mit und arbeiten an der Effektivität“, so Kocadal.

HEBC-Keeper Nils Ahmann (Mi.) ohne Abwehrchance! Marco Schultz (li.) brachte den ETSV früh im Spiel auf die Siegerstraße. Foto: noveski.com

Die Schlussminute war angebrochen, als der HEBC auf den Sieg drängte, eine Flanke von Hugo Golpon in den Strafraum segelte und Magnus Hartwig das 2:1 auf dem Fuß hatte. Ein sensationeller Reflex von Gianluca Babuschkin verhinderte den Einschlag. Doch die Gefahr war aus Sicht der Eisenbahner noch nicht gebannt. Die Kugel blieb im „Fünfer“ frei liegen, Malte Wilhelm rauschte heran, vollbrachte aber das Kunststück, das Runde über das Eckige zu befördern! „Das war natürlich bitter! Aber das Allerbitterste ist, dass ‚Maggi‘ nun schon wieder eine Rote Karte bekommen hat“, sprach Kocadal auf die letzten Sequenzen an, als es noch einmal hitzig wurde, auch zwischen den Bänken hoch herging und Magnus Hartwig glatt Rot sah (90. +6)!

Schultz stellt die Weichen, Boock verpasst 2:0

Magnus Hartwig (li.), der in der Nachspielzeit die Rote Karte sah, im Duell mit Gianluca Babuschkin. Foto: noveski.com

Bei allen Reibereien und trotz der dicken Siegchance sah Kocadal schlussendlich ein „gerechtfertigtes Ergebnis“, wodurch der ETSV nur aufgrund des um zwei Treffer besseren Torverhältnisses vor den Reinmüller-Rackerern bleibt. Dabei stellte Marco Schultz die Weichen schon früh auf mehr (4.). Insbesondere Vincent Boock, der blank vor Nils Ahmann auftauchte und es per Heber versuchte, aber am glänzend parierenden HEBC-Schlussmann scheiterte, hätte die Führung ausbauen können, wenn nicht gar müssen. Das Credo des ersten Abschnitts: Der HEBC mit ganz viel Ballbesitz, der Gast mit den klaren Chancen.

"Das hat der ETSV uns voraus"

Ein Umstand, aus dem Kocadal seine Lehren zog: „Man sieht, dass wir Fußball spielen können und einen Plan haben. Allerdings können wir uns bei Teams wie dem ETSV Hamburg eine Scheibe abschneiden. Es kommt nicht immer nur darauf an, wie viel man den Ball hat, sondern auch in welchen Räumen und was man daraus kreiert. Da waren wir heute einfach nicht stark genug in der ersten Halbzeit. Aus so viel Dominanz und Ballbesitz musst du mehr Möglichkeiten schaffen“, analysierte der HEBC-Coach die ersten 45 Minuten aus der Sicht eines neutralen Fußball-Auges. „Was soll ich mit dem ganzen Ballbesitz, wenn ich durch intensives Verteidigen oder das Wegstellen der gefährlichen Räume dazu komme, zwei, drei riesengroße Torchancen zu kreieren? Das hat der ETSV uns voraus. Das hat mit der Klasse der einzelnen Spieler zu tun, aber auch damit, dass wir da auf jeden Fall noch Entwicklungspotenzial haben.“

Buttlers Energielesitung bringt den Ertrag

Vincent Boock (li.) hatte die Großchance zum 2:0, versuchte es aber gegen den "Hünen" Nils Ahmann per Heber - und scheiterte. Foto: noveski.com

Genau da habe man den Hebel in der Pause angesetzt. „Wir haben besprochen, dass wir zwar viel Ballbesitz haben und den Gegner gut in gewisse Räume locken, was wir auch als Ziel haben, aber dass wir zu langsam rauskommen, um gefährliche Situationen zu kreieren. Das ist uns in der zweiten Halbzeit definitiv viel besser gelungen.“ Die Lila-Weißen setzten weiter das fußballerische Stilmittel, packten in der Schlussphase aber auch die Brechstange aus und stellten auf zwei Stürmer um. Mit Erfolg. Was Piet Oldag noch nicht schaffte, gelang Johann Buttler mit einer Energieleistung per Grätsche – 1:1 (82.)! „Die zweite Halbzeit geht klar an uns“, bilanzierte Kocadal – nur der finale „Punch“ blieb aus.

Autor: Dennis Kormanjos

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